Wie leben unsere Pferde?

pferde1Angesichts mancher Bilder etc. kommt die Frage immer wieder auf, wie wir unsere Pferde halten. Wirklich ausführlich habe ich das glaube ich noch nie beschrieben, immer nur gewisse Punkte mal angeschnitten.
Wir haben schon seit ich denken kann Pferde, somit bin ich mit ihnen groß geworden. Anfangs standen unsere Pferde im Stall. Vor ca. 15 Jahren begannen wir dann damit die Pferde selbst zu halten.  Zuerst nur im Sommer und später auch im Winter. Grund war vor allem, dass die Heuqualität in dem damaligen Stall nicht immer so top war und die Pferde zum Teil nicht raus gekommen sind. Die „artgerechte“ Haltung habe ich eigentlich durch meine Mutter kennengelernt, die sich mit dem Thema ausgiebig befasst hat. Damals war ich natürlich noch sehr jung und Blue gab es auch noch nicht. Über die Jahre entwickelt man sich natürlich immer weiter und verbessert die Bedingungen stetig.
Unsere Haltung sieht eigentlich so aus:
Alle 3 Pferde stehen das ganze Jahr über im Offenstall. Wir haben eine Sommer- und eine Winterweide. Während die Sommerweide ca. 3ha umfasst, ist die Winterweide mit ca. 1ha durchaus kleiner.
Auf beiden Weiden steht jeweils ein Unterstand, wo alle 3 Pferde Platz drin finden. Der Unterstand auf der Winterweide ist ein bisschen größer und die Fläche davor ist befestigt, damit die Pferde nicht im Matsch stehen müssen.
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Neben den Unterständen ist jeweils ein Heulager, denn es bringt nichts qualitativ gutes Heu zu kaufen, wenn man es letztendlich schlecht lagert. Wie schädlich schlechtes/schimmeliges Heu für Pferde ist, sollte jedem bewusst sein.
Strom haben wir leider auf keiner Weide. Wir haben ein fahrbares Wasserfass, welches man ans Auto anhängen kann. Ist es gefroren, so bringen wir Wasserkanister von zu Hause mit und füllen eine große Bütte damit. Trinken die Pferde ausschließlich aus dem Bottich, so füllen wir 2x täglich das Wasser nach und machen es regelmäßig frisch. Ansonsten kontrollieren wir täglich die Selbsttränke.
Morgens und abends werden die Pferde versorgt. Während ich abends an der Reihe bin, kümmert sich meine Mutter morgens um die Pferde.
Morgens gibt es meisten Möhren. Je nach Jahreszeit auch mal Birnen und Äpfel oder getrocknetes Brot/Brötchen. Wobei das natürlich auch nicht in Massen. Dadurch, dass Bärli etwas älter ist gibt es ca. 2-3 Mal die Woche Mash (das jedoch nur in den kalten Monaten bzw. im Fellwechsel). Seitdem hat Bärli deutlich weniger Probleme, die anderen bekommen dann natürlich auch was ab. Abends gibt es für alle Müsli.
Ein Salz- und Mineralleckstein steht den Pferden ebenfalls das ganze Jahr über zur Verfügung.
Selbstverständlich gibt es morgens und abends Heu. Die Menge ist vom Wetter und der Jahreszeit abhängig.
Wir füttern das ganze Jahr über Heu – auch im Sommer wo sie eigentlich 24 Stunden am Tag frisches Gras essen können. Das wird auch ganzjährig angenommen, natürlich sind die Rationen im Sommer deutlich geringer.
Die Portionen im Winter sind so, dass keine zu langen Fresspausen entstehen. Wobei sich natürlich auch da auf der Weide das ein oder andere Grünzeug finden lässt. Ist es extrem kalt, so bekommen sie entsprechend mehr Heu, da die Pferde dann ja mehr „Energie“ verbrauchen. Obwohl sich unsere Pferde gut vertragen, gibt es i.d.R. mehr Heustellen als Pferde. So kann jedes Pferd alleine fressen, egal wie hoch oder niedrig sein Rang in der Herde ist.
Unsere Pferde laufen alle Barhuf und werden im Winter nicht eingedeckt. Im Winter werfen sie sich natürlich besonders gerne in den Dreck, aber wer sich damit mal auseinander gesetzt hat weiß, dass das für die Pferde ein zusätzlicher Schutz ist. Nach einem Ausritt kommt dann eine Abschwitzdecke drauf und man reitet natürlich vorher lange genug Schritt. Neben dem füttern machen wird auch den Unterstand und die Weide sauber. Die Winterweide so lange, wie es eben aufgrund der Wetterbedingungen etc. geht. Die Sommerweide machen wir eigentlich das ganze Jahr über fast komplett sauber. Unsere Weiden werden nicht gedüngt, höchstens fährt mal jemand mit dem Mulcher über die Sommerweide, das aber auch nicht jährlich, da wir unsere Weide selbst schon versuchen so gut wie möglich zu pflegen.
Jeder hat seinen eigenen Fressplatz inkl. Futterschüssel, bei der Fütterung gehen sie brav an ihren Platz. So kann man auch problemlos alleine füttern.

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Wann wir die Weide wechseln machen wir i.d.R. vom Wetter abhängig. Ist es im Herbst lange trocken, bleiben sie so lang es geht auf der Sommerweide. Auf der Winterweide bleiben sie dann so lange, bis das Gras gewachsen ist und es trockener wird. Sie werden auf der Winterweide angeweidet und verlassen diese erst, wenn sie ans Gras gewöhnt sind.
Anfangs haben sie auf der Sommerweide nur ein kleines Stück und dann stecken wir die Weide immer etwas größer. Grob kann man sagen, dass unsere Weide neben dem „Hauptteil“ (wo der Unterstand steht) in 4 Teile geteilt ist, welche nacheinander einzeln aufgemacht werden. Wenn der 4. Teil geöffnet wird, stehen ihnen ab da die kompletten 3ha Weide zur Verfügung.
Unsere Pferde sind so sehr ausgeglichen und wenn man sie mal beobachtet, so bewegen sie sich trotz allem sehr viel. Oftmals werden auch mal buckelnd ein paar Runden über die Weide gedreht. Es ist schön zu beobachten, wie wohl sie sich fühlen. Natürlich muss man dafür als Mensch seine Bedürfnisse zurück stellen (wie eine Reithalle oder einen wetterfesten Reitplatz), doch was tut man nicht alles damit es dem lieben Vierbeiner gut geht.
Außerdem macht Not erfinderisch und es gibt genug Möglichkeiten sich mit seinem Pferd zu beschäftigen. Durch die Haltungsbedingungen ist es nicht schlimm, wenn man das Pferd mal eine Woche lang nicht bewegt. Ich kann Blue 1 oder 2 Wochen nicht bewegen und anschließend immernoch – egal ob Sommer oder Winter – entspannt am langen Zügel ausreiten gehen. Durch die selbstständige Bewegung baut die Muskulatur auch nicht zu schnell ab.
Für unsere Pferde ist das die ideale Haltung. Ausreichend Bewegung und Kontakt zu Artgenossen (nicht durch Gitterstäbe) finde ich persönlich sehr wichtig.
Natürlich ist diese Haltung nicht für jedes Pferd machbar (kranke Pferde, Ekzemer, ältere die lieber alleine und in Ruhe essen etc.) und wir werden auch in Zukunft sicher immer wieder Dinge verbessern. Schließlich lernt man nie aus.

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14 Gedanken zu “Wie leben unsere Pferde?

  1. Ich habe mal Praktikum in einem Reitverein gemacht, wo die Pferde auch im Offenstall gehalten wurden. Dort hatten die Pferde eine Balltränke, die kann nicht einfrieren. Vielleicht ist das was für euch? So spart ihr euch das Wasserschleppen 😉

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    1. Ich hab davon auch schon gehört, bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich was für uns ist. Denn in die Balltränke muss ja auch erst mal Wasser rein und wenn es geforen ist, müssten wir trotzdem Wasser hoch bringen, da aus den Fässern groß nichts zu holen ist. Am Unterstand selbst haben wir nur gefiltertes Regenwasser und das sollen sie ja auch nicht dauerhaft trinken.

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  2. Ich stimme dir in allem so zu!!!!!! Das ist wirklich die allerbeste Haltung. Deshalb musste ich mein Pferd leider verkaufen, weil ich es artgerecht halten wollte und 24 h Box bei mir nicht durch kamen.. Wir hatten alles durch und nichts hat gepasst weil er wohl noch ein halber Hengst war obwohl er kastriert wurde. Jetzt geht es ihm mit privater Haltung und 24 h Wiese prima… Seitdem habe ich mich auch ganz viel mit artgerechter Haltung und generell allem neuen für Pferde beschäftigt wie Bodenarbeit!👍😍😘🐎 Du kannst wirklich sehr glücklich darüber sein!!! Demnächst mache ich ein Praktikum in einem aktivstall bin gespannt wie das wird☺👍

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  3. Meine 2 stehen auch ganzjährig in meinem eigenen Offenstall. Ich will nix anderes mehr.

    Habt ihr auch eine Sattelkammer am Stall oder müsst ihr immer alles von Zuhause herfahren was ihr grad braucht?

    Wie weit fahrt ihr von Zuhause aus? Und ist der Weg zum Stall immer befahrbar (auch bei Schnee)?

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    1. Nein, wir haben keine Sattelkammer am Stall. Da wäre es vor allem im Winter ohne Heizung zu feucht und die Sachen würden schimmeln. Zum anderen müssten sie schon wo drinnen sein, wo sie geschützt sind (Stichwort Diebstahl). Wir haben leider schon einige Dinge geklaut bekommen.
      Wir bringen also Sattel und Trense von zu Hause mit, wenn wir reiten wollen. Ist auch nicht weit, man kann sogar zu Fuß hin laufen. Mit dem Auto braucht man vielleicht höchstens 5 Minuten. Aber wenn man reiten gehen will, weiß man das ja eh meistens vorher und lädt entsprechend das Auto mit den Sachen voll. Als ich noch „klein“ war und keinen Führerschein hatte, bin ich sogar zur Weide gelaufen, habe Blue zu uns nach Hause geführt, ihn da gesattelt und bin dann ausreiten gegangen. Auf dem Rückweg bin ich wieder zu Hause vorbei, habe abgesattelt und bin mit Blue zur Weide. Da ich es so gewohnt bin, macht mir das auch nichts aus.
      Zur Winterweide kommen wir egal bei welchem Wetter, da sie an einer Landstraße liegt. Somit wird der Weg gestreut und wir kommen auch bei Schnee problemlos dorthin. Das ist schon sehr praktisch. 😊
      Ich muss auch sagen, dass ich nichts anderes mehr möchte. Klar man macht Abstriche, aber wenn man dann sieht wie glücklich sie sind, ist es das einfach wert. Auch wenn eine Boxenhaltung aufgrund Blues Kniebruch eh nicht in Frage kommt, würde ich unabhängig davon ihn nie in eine Box stellen. Ich bin froh, dass er eine Box eigentlich gar nicht kennt.

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  4. Meine beiden pferde stehrn auch ganzjahrlich in aktivställen, das eine pferd darf im Winter auf die koppel, das andere nicht. Da das eine aber bald in den stall kommt und dann auch winterweide hat, hoffe ich das sie dann wieder ausgeglichener ist. Ich merke vor allem dass durch „keinen koppelgang im winter“ sie trotz aktivstall nicht ausgeglichen ist, da tuen mir die pferde in den boxen leid :/
    und die haltung für eure pferde ist ja super!! 😀 da wäre ich auch gerne pferd ♥♥♥

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  5. Mir gefällt dein Beitrag und wie genau du Eure Pferdehaltung beschreibst. Eure Pferde haben es wirklich schön! Für mich persönlich ist die Offenstallhaltung die einzig Wahre 🙂 Mein absoluter Favorit ist ein Offenstall mit Paddocktrail, so dass die Pferde sich auf ihrer Weide automatisch in Bewegung halten, also vom Wasser durch den Trail bis zu einer (von mehreren) Heustellen wandern usw. Hiermit kann man sogar auch Barhufpflege betreiben, wenn man im Trail verschiedene Untergründe verwendet. LG Jule

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    1. Vielen Dank Jule!
      Paddocktrail finde ich auch super schön und interessant. Wobei ich denke, dass das für Blue sehr schwierig wäre. Vor allem nachts wenn er blind ist, ist eine recht „einfache“ Umgebung für ihn sehr wichtig, wo er problemlos an Wasser, Futter etc. kommt. Daher ist es für ihn gut, wenn nachts die Sachen näher zusammen liegen und natürlich der Untergrund ohne „Hindernisse“ ist. Aber für Pferde die normal sehen, ist so was wirklich toll.
      Lg Aline

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  6. Klingt echt super schön für die Pferde ☺️. Hab aber echt Respekt für die Einschränkungen bzw. Anstrengungen für euch im Winter in Bezug auf Wasser schleppen im Winter. Eine beheizbare Tränke ist schon Gold wert finde ich, genauso wie Licht im dunklen überdachter Putzplatz und Beleuchteter Reitplatz im Winter. Befindet sich dein eingezäunter Wiesenreitplatz auf der Winter oder Sommerkoppel und wie groß ist der?

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    1. Ich denke das Problem ist, wenn man es mal hatte vermisst man es. Wenn nicht, dann freut man sich über das, was man hat. 🙂
      Da ich nichts von den Sachen je hatte, fehlt es mir nicht sonderlich. Seit ich Blue habe bin ich das so gewöhnt von daher macht mir das überhaupt nichts aus.
      Der Platz ist auf der Sommerweide, daher im Winter nur nach Wetter nutzbar. Wobei man auf der Winterweide auch gut arbeiten kann, da ist es eben bloß nicht eingezäunt. Die Maße kann ich Dir ehrlich gesagt überhaupt nicht sagen. Habe das Eck so groß es ging abgesteckt, jedoch nie gemessen. Aber es war auf jeden Fall ausreichend um ein Pferd auszubilden. 😀

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    1. Wir bekommen den Mist abgeholt. Da wir im Prinzip ja nur den reinen Mist haben (ohne Stroh etc.), wird das gerne genommen. Bei uns auf dem Land ist das natürlich einfacher, da es genug Möglichkeiten gibt das als Dünger zu nutzen (Wiesen, Felder, Weinberge).

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