Die drei magischen Worte: Offenstall, Winter, Schimmel

bluewinterDu stehst friedlich auf Deiner Weide und plötzlich kommt Dein Mensch. Gut gelaunt, so macht es den Eindruck, betritt dieser die Weide. Als liebes Pferd spitzt Du natürlich direkt die Öhrchen und kommst ihm entgegen. Doch je näher Du kommst, umso mehr merkst Du, wie sich die Mimik Deines Menschen verändert. Auf ein Mal fängt er an Selbstgespräche zu führen, der Verlauf sieht meist so aus:
Ein Seufzer.. „Hallo Blue, ich freue mich auch Dich zu sehen. Ok, ich sehe schon, heute dann doch eher nicht reiten. Ist ja auch nicht schlimm, fällt das halt ins Wasser oder besser in den Schlamm…“
Wobei ich euch ehrlich sagen muss, dass das immer etwas ironisch klingt?! Dabei habe ich mich extra hübsch gemacht, die weiß ja gar nicht was für eine Arbeit das ist. Jede Ritze und jedes kleine Eck mit Lehm zu beschmieren, das erfordert Talent und Sorgfalt!
Nun kommt sie also angeschlendert, irgendwie könnte sie einem fast schon Leid tun. Sieht ganz traurig aus, verstehe überhaupt nicht warum. Sollte sich vielleicht auch mal in den Dreck werfen? Soll ja für Menschen ebenfalls ganz gut sein.
Man geht dann also mal zu seinem Menschen hin und stupst ihn mit der Nase an. Bin jetzt immerhin schon mal den ganzen Weg über die Weide zu ihr gelaufen, so eine Krauleinheit sollte da doch drin sein. Gut, mein Mensch hat was von reiten gesagt. Aber jetzt mal ehrlich, wieso spricht die das nicht mit mir ab? Dann würde ich mich sicher nicht dreckig machen… wobei weiß man nicht. Ist halt schon Wellness so eine Lehmpackung, wer sagt dazu schon nein? Außerdem gehört es zum guten Ton und zur Pflege. Die Menschen machen so was ja auch, vielleicht nicht ganz so in dem Ausmaß wie ich das tue, aber sie pflegen sich.
Möglicherweise sollte ich dazu erwähnen, dass ich mein Wellnessprogramm erst wenige Minuten vor Eintreffen des Menschen vollzogen habe? Ist halt etwas blöd – für den Mensch!
Denn so eine frische noch nasse Lehmpackung bekommt man nicht ab. Aber das Ganze muss ja wirken! Also muss das erst mal trocken werden, ist doch der Sinn dahinter.
Nach kurzer Traurigkeit nimmt es mein Mensch mit Humor. Glück gehabt denke ich, vielleicht lässt sie sich ja doch zu einer Krauleinheit überreden. So eine Massage wäre die perfekte Abrundung zu meinem Wellnessprogramm.
Weit gefehlt, mein Mensch ist abgehärtet! Glaub die hat sich mittlerweile schon dran gewöhnt, dass ich in der dunklen Jahreszeit so aussehe. Ist jetzt irgendwie blöd gelaufen… dies Mal für mich!
Ziemlich Flexibel mein Mensch, redet dann was von einem Spaziergang, etwas Handarbeit oder so Zeug. Geht immerhin auch mit einem dreckigen Pferd – sagt sie. Aber so geht Pferd von Welt doch nicht vor die Tür ..äh.. pardon Weide! Große Augen und großes Entsetzen meinerseits – DIE MEINT DAS ERNST!

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Dabei weiß sie ganz genau, wir hellen Pferde müssen uns quasi in den Dreck werfen. Das ist Tarnung, in der Wildnis würden wir sonst direkt auffallen und man würde uns fressen. So ein weißes Pferd ist ja quasi wie eine Leuchtreklame für den Jäger. Ich muss aber dazu sagen, die Tarnung wirkt bei meinem Menschen nicht so, die sieht mich trotzdem. Ist aber auch nicht weiter schlimm, die tut ja nichts.
Außerdem ist der Dreck im Winter ganz wichtig, quasi eine natürliche Schutzschicht. Weiß mein Mensch zum Glück auch, werde daher nicht allzu gründlich geputzt. Außer an den Stellen wo es beim Reiten z.B. erforderlich ist. So bleibt der natürliche Schutzfilm erhalten, cleverer Mensch. Dadurch hab ich es auch an kalten Tagen immer kuschelig warm. Bin ihr da schon dankbar für ihr Verständnis.
Nach kurzem entsetzen meinerseits denke ich mir aber auch, was solls gehen wir halt dreckig. Mein Mensch sieht mittlerweile nämlich auch nicht anders aus, nachdem ich etwas auf Kuschelkurs gegangen bin. Außerdem ist so ein wenig Beschäftigung eine ganz tolle Sache. Freue mich meistens drauf, wobei es mir dann schon manchmal lieber ist wenn ich den Mensch trage. Dann können wir nämlich mein Tempo gehen.
Bin froh, dass mein Mensch die Sache mit dem „Wellness“ verstanden hat.
Aber nach bald 15 Jahren ist sie abgehärtet, mein Zustand wird zur Kenntnis genommen und in Sekundenschnelle lässt sie sich was anderes einfallen. Habe mich mittlerweile daran gewöhnt dreckig raus zu gehen. Interessiert mich genau so wenig wie meinen Menschen die Tatsache, dass ich im Winter selten bis nie meine ursprungsfarbe erreiche. Mein Mensch und ich, wir ticken manchmal eben doch sehr ähnlich.

Liebe Grüße
Blue


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