Von Zeit zu Zeit werde ich immer mal wieder gefragt, wieso ich beruflich einen Weg eingeschlagen habe, der nichts mit Pferden zu tun hat.
Tatsächlich stand das Mal im Raum, doch nach einigen Überlegungen habe ich mich dagegen entschieden.
Nach meinem Schulabschluss habe ich eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten angefangen und arbeite seit Bestehen meiner Prüfung in diesem Beruf.
Ich habe während meiner Schulzeit ein Praktikum als Pferdewirtin absolviert. Das ist nun schon einige Jahre her, jedoch habe ich schon damals etwas anders mit Pferden gearbeitet.Während dieser Zeit entwickelte sich bei Blue und mir auch die Freiarbeit.
Meine Reitlehrerin war absolut überzeugt von meinem reiterlichen Können (mehr als ich selbst). Sie war auch diejenige, die mir zutraute Blue selbst einzureiten.
Doch trotz diesem Zuspruch und der Leidenschaft zur Dressur, war reiten nie das, was mich ausschließlich glücklich machte. Es war eher das Gesamtpaket aus Bodenarbeit, Reiten und dem Umgang. Reiten machte mir zwar Spaß, aber ich wollte nicht zu sehr in diese Richtung gehen. Damals gab es keine direkte Ausbildung die u.a. auch die Arbeit am Boden mit einbezog. Eine Ausbildung als Pferdewirtin hätte mich daher auf Dauer nicht glücklich gemacht. Eine abgeschlossene Ausbildung war mir aber schon wichtig, alleine aus dem Aspekt, dass Blue ja finanziert werden muss.
Gleichzeitig wurde mir auch bewusst, wenn man ausschließlich einen Beruf mit Pferden wählt, dann hat man oftmals für das eigene nur sehr wenig Zeit. Für mich würde Blue aber immer an erster Stelle stehen und ich wollte ihn nicht vernachlässigen. Denn natürlich ist es wichtig Geld zu verdienen, aber wenn der Beruf auch mit dem Hobby zu tun hat, so kann das durchaus zu Konflikten führen. Zumal damals schon klar war, dass Blue aufgrund seines Kniebruchs nie in eine Box kommen würde.
Also entschied ich mich, auch wegen Blue, für einen „sicheren“ Beruf.
Seit ich die Ausbildung begonnen habe finanziere ich Blue komplett selbst. Theoretisch hätte ich danach immer noch einen Beruf mit Pferden wählen können, aber so hatte ich durch die Ausbildung natürlich etwas, worauf ich zurückgreifen kann.
Nach meiner bestandenen Prüfung wurde ich übernommen und bekam letztendlich einen unbefristeten Vertrag. Ich habe somit ein geregeltes Einkommen und weiß egal was kommt, ich kann Blue ausreichend versorgen.
Manche Menschen konnten das anfangs nicht so nachvollziehen, doch am Ende bin ich sehr froh, dass ich diesen Weg gewählt habe.
Im Nachhinein betrachtet käme für mich nur eine Selbstständigkeit als „Trainer“ in Betracht. Die Überlegung es zumindest Teilzeit zu machen ist definitiv da. Denn Vollzeit würde ich wieder das Problem bekommen, dass weniger Zeit für Blue da wäre und im Endeffekt wüsste ich auch nie, was Ende des Monats auf meinem Konto wäre.
Ich gebe zu, dass ich in dieser Beziehung schon ein Mensch bin, der auf eine gewisse „Sicherheit“ wert legt. Natürlich gibt es nie eine Garantie, aber ich persönlich fühle mich meinem Pferd gegenüber „verpflichtet“ die Kosten entsprechend einzuplanen. Denn im Prinzip hat man bei einem Pferd immer ein gewisses Risiko, wird es ein mal krank, so kann es von heute auf morgen schnell teuer werden.
Noch dazu sind Pferdemenschen ja doch sehr speziell. Man bekommt als Trainer oftmals Dinge mit, die einen in die Zwickmühle bringen. Auf der einen Seite ist man natürlich auf die Einnahmen angewiesen, auf der anderen Seite weiß man nie ob man Mängel wirklich offen Ansprechen darf. Denn manch ein Pferdebesitzer ist unbelehrbar und lässt sich ungern etwas sagen. Sagt man nun doch etwas, weil es z.B. um die Gesundheit des Pferdes geht oder auch der Mensch seinem Pferd (manchmal unbewusst) schadet, so wird nicht selten der Trainer ausgetauscht. Jedoch ist das nicht nur ein Problem, was man als Trainer hat. Physiotherapeut, Tierarzt, Hufschmied etc. sind davon ebenfalls betroffen.
Hört der Pferdebesitzer nicht das, was er hören will, so macht man sich direkt unbeliebt.
Grundsätzlich arbeite ich wirklich gerne mit Pferden, vor allem mit solchen, die als „schwierig“ bezeichnet werden. Doch mit den dazugehörigen Menschen ist es nicht immer so einfach.
Ich habe schon einigen Freunden/Bekannten, vor allem was die Bodenarbeit betrifft, geholfen. Es ist schön, wenn man einen kleinen Teil dazu beitragen kann. Ich freue mich immer, wenn ich jemandem etwas beibringen kann und noch schöner ist es natürlich, wenn die Menschen es annehmen und auch dankbar sind.
Doch mir war eine finanzielle Sicherheit im Hinblick auf Blue sehr wichtig. Wer weiß schon, wo der Weg hin führt?
Man kann im Leben noch so viel planen und letztendlich kommt es doch ganz anders. Deswegen würde ich auch nicht ausschließen, dass vielleicht eines Tages zumindest ein Teil in diese Richtung geht. Durch meine abgeschlossene Berufsausbildung und die Berufserfahrung habe ich aber eine Sicherheit.
Natürlich gibt es Menschen, die in dieser Beziehung etwas Risikofreudiger sind – ich bin es nicht. Mir ist es wichtig mein Pferd jederzeit ausreichend versorgen zu können, auch im Krankheitsfall.
Deswegen habe ich mich damals bewusst gegen diesen Weg entschieden. Was aber nicht bedeutet, dass ich es grundsätzlich ausschließen würde. Manchmal ist es vielleicht einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Eine Ausbildung (die nicht in Richtung Pferd geht) hat mir ja auch nicht die Möglichkeit verbaut mich anders zu orientieren. Aber zumindest habe ich dadurch mein Leben lang die Möglichkeit Geld zu verdienen, wenn es – aus welchen Gründen auch immer – als „Trainer“ nicht funktioniert. Gerade in der heutigen Zeit finde ich eine abgeschlossene Berufsausbildung sehr wichtig. Was natürlich nicht heißen soll, dass man irgendetwas machen soll bloß um eine Ausbildung zu haben, im Idealfall sollte einem das natürlich schon Spaß machen.
Vor allem der Social Media Bereich war damals noch nicht so ausgeprägt wie heute. Wodurch viele junge Menschen oftmals den „Berufswunsch“ äußern „Internetstar“ zu werden.
Wobei es auch Berufe im tierischen Bereich gibt, die man erlernen kann (Sattler, Hufschmied, Physiotherapeut/Osteopath, Tierarzt etc.).
Mit den Jahren ist vor allem der Pferdebereich extrem gewachsen. Natürlich gibt es auch dort genug schwarze Schafe. Jedoch gibt es – im Vergleich zu früher – heute durchaus mehr Menschen die Unterricht anbieten.
Für mich persönlich war es der richtige Weg und im Prinzip würde ich mich auch heute wieder so entscheiden. Und wer weiß schon, wie es in ein paar Jahren aussieht?
Deine Einstellung, zum Pferd und Beruflichen, gefällt mir ausgesprochen gut! Du bist ein verantwortungsvoller junger Mensch und Deine Liebe zu Deinem Pferd ist echt!
❤ Grüße an Blue und Dich!
Babsi
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Hast Recht, die Zeit wäre knapper, als pferdewirt hat man ja nie feste Arbeitszeiten und muss auch am WE arbeiten. So ist es besser. Das andere sind Träume, die vielleicht iwann wahr werden.
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Ich denke so ist es besser. Als pferdewirt hat man auch keine geregelten Arbeitszeiten und muss auch am WE arbeiten. So ist besser. Das andere sind Träume, die vielleicht iwann wahr werden.
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So war bei mir die Entscheidung letztes Jahr auch!
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