Oft werde ich gefragt wie ich mein Pferd lobe und motiviere.
Ja, ich arbeite auch mit Leckerlis, aber nicht ausschließlich.
Blue macht die ganzen Dinge auch ohne ein Leckerli und bettelt nicht – beides Dinge die meiner Meinung nach wichtig sind.
Wenn mein Pferd etwas gut gemacht hat, dann gebe ich ihm gerne was, um ihn positiv zu bestärken.
Gerade bei neuen Lektionen kann man mit füttern von Leckerlis im richtigen Moment das Pferd super motivieren. Solange alles im Rahmen ist, finde ich das nicht schlimm. Man muss es eben auch auf das jeweilige Pferd anpassen. Habe ich ein Pferd welches dazu neigt das Leckerli samt meiner Hand zu fressen oder aber sich auch gerne „selbst bedienen“ möchte, so arbeite ich natürlich weniger mit Leckerlis und wenn, dann füttere ich sie auf Bodenhöhe. Dadurch, dass das Pferd den Kopf senken muss, wird es oft etwas ruhiger und die meisten Pferde „schnappen“ dann nicht mehr. Außerdem wissen sie, dass es nichts direkt aus der Tasche gibt. Variiert man die Höhe etc. dann kann man das eigentlich auch bei solch „gierigen“ Pferden gut in den Griff bekommen.
Doch was ich persönlich eigentlich viel wichtiger finde ist die Reaktion vom Mensch.
Viele sehen immer ein „Endprodukt“ vor Augen, doch i.d.R. kann man das nie von heute auf morgen erreichen, es sind immer einige Zwischenschritte notwendig. Ich stelle oft fest, dass viele Menschen sich überhaupt nicht über kleine Fortschritte freuen können, sondern direkt die vollendete Lektion möchten. Manch einer ist dadurch sogar frustiert, was das Pferd natürlich merkt.
Sie wollen das „Endprodukt“ und vergessen dabei die Zwischenstufen zu loben und zu bestärken. Denn auch dort ist es wichtig sein Pferd zu loben und zu motivieren indem man ihm das Gefühl gibt, „ja das ist richtig“. Dann kann man weiter darauf aufbauen, das Pferd ist motiviert weil es nicht das Gefühl hat, es dem Menschen nicht recht machen zu können.
Eine Freundin sagte vor einigen Jahren mal zu mir „Aline, ich fand es zum Teil immer irgendwie „übertrieben“ wie Du Dich gefreut hast und Blue gelobt hast wegen irgendwelcher Kleinigkeiten. Jetzt habe ich glaube verstanden wieso“
Ich habe das immer so gemacht, wurde gelegentlich dafür belächelt, aber ich habe mein Pferd immer „spüren“ lassen wenn ich mich gefreut habe. I.d.R. habe ich mich über jeden kleinen Schritt in die richtige Richtung gefreut. Dadurch umging ich es mein Pferd zu frustrieren indem ich Lektionen z.B. zu oft ab rief (weil ich nicht zufrieden war).
Ich freute mich einfach über kleine Fortschritte, auch wenn das Ganze noch nicht so aussieht wie es soll.
Doch dadurch waren weder Blue noch ich frustriert und weil er gemerkt hat, dass es richtig war was er getan hat, war er motiviert.
Er war motiviert weiter zu arbeiten und immer wieder „belohnt“ zu werden. Ja, ich würde auch sagen, dass er immer bemüht war es mir recht zu machen – mich zu beeindrucken. Und es war einfach schön den stolzen und zufriedenen Blick von Blue zu sehen, wenn er anhand meiner Reaktion genau wusste, das war richtig!
Dabei war es völlig egal ob der Fortschritt riesig war oder aber nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Ich gab ihm somit die Chance, dass er mich „zufriedenstellen“ konnte, auch wenn die Lektion noch nicht „am Ende“ war. Dadurch nahm ich ihm nicht die Freude, denn war ein Fortschritt direkt beim 1. Mal da, dann lobte ich ihn dafür und rief diese Lektion in dieser Einheit nicht mehr ab. Ich hatte ja einen Fortschritt, wieso sollte ich da weiter machen und riskieren einen schlechteren Abschluss zu haben? Bei der nächsten Einheit ging es dann wieder ein Schritt weiter, wenn dieser nicht direkt beim ersten Mal eintrat, dann zumindest nach dem 2. oder 3. mal, blieb das Level gleich, lies man die Lektion einfach mal ein paar Tage ruhen. Denn anders würde ich ihn durch das ständige wiederholen wieder demotivieren.
Ein Bekannter sagte mal zu mir „Blue müsste normal schon längst eingebildet sein so oft wie Du ihm erzählst wie toll er ist.“
Aber ja, das dürfte er auch, ich denke es ist wichtig seinem Pferd zu zeigen, dass es etwas gut macht. Nicht nur einfach ein Leckerli ins Pferd zu befördern, sondern sich wirklich auch über kleine Fortschritte zu freuen. Ich bin mir sicher, dass Blue dadurch vieles sehr viel schneller gelernt hat und auch Lektionen, die er schon Jahre lang kann, immer noch gerne macht. Ich freue mich einfach immer wieder aufs neue darüber, auch wenn er sich z.B. schon über 100 mal abgelegt hat.
Mit Lob und Belohnen ist nicht unbedingt ein Leckerli gemeint, sondern meine Reaktion. Sprich der Ausdruck von Freude. Auch wenn das Pferd mit den Worten nicht viel anfangen kann, es spürt was man damit ausdrücken möchte. Pferde spüren anhand der Stimmlage und dem Ausdruck sehr wohl ob wir sauer sind oder uns z.B. freuen.
Ich kraule und kratze Blue z.B. an Stellen wo ich weiß, dass er es mag, ich erzähle ihm wie toll er ist und falle ihm um den Hals. Solche Dinge eben. Ich lasse ihn mit meiner Art „spüren“, dass ich stolz auf ihn bin und dass es richtig war. Ja, vielleicht mag das für manche übertrieben sein, so wie es meine Freundin damals empfand. Doch es ist meine Art und ich bin der Überzeugung, dass das Pferd so motivierter ist als anders. Die Reaktion des Menschen ist für mich noch immer wichtiger als z.B. ein Leckerli. Anhand der Reaktion von Blue merke ich auch, dass er dadurch wächst, sich stolz und zufrieden hinstellt und „freut“ wenn er gekrault wird.
Das klingt sicher „vermenschlicht“ so wie ich die Reaktionen darstelle, aber man bekommt mit der Zeit auch ein Gefühl und mein Gefühl und die Rückmeldung von Blue bestärkt mich darin, dass es richtig ist.