Dehnen – gut gemeint und oft falsch umgesetzt
Dehnübungen – eigentlich durchaus eine gute Sache fürs Pferd. Und seien wir mal ehrlich, wer kennt sie nicht? Die Leute, die VOR dem reiten mal eben schnell beide Vorderbeine nach vorne ziehen zum dehnen.
Leider wird das ganze viel zu oft falsch umgesetzt.
Wo ist das Problem wird der ein oder andere sich nun fragen? Es ist doch gut, dass man sein Pferd dehnt? Ist es auch –absolut. Wenn man es denn richtig macht. Ich selbst dehne Blue auch oft und mein einziges Problem an der obigen Aussage ist das Wort „VOR“.
Setzt man sich nun mit dem ganzen mal auseinander und denkt darüber nach, wird einem eigentlich schnell bewusst, was das „Problem“ ist.
Früher, als ich aktiv voltigiert habe, mussten wir uns immer aufwärmen -sprich warm laufen. Erst dann haben wir Dehnübungen gemacht und durften anschließend aufs Pferd. Auch beim Turnen macht man sich erst warm, ehe man dehnt. Als Mensch wird einem im Sport immer gepredigt: „Erst warm machen, dann dehnen“.
Ohne vorheriges warm machen sind die Bänder etc. nämlich „kalt“. Fange ich nun ohne aufwärmen an, so kann ich mir schneller eine Zerrung oder ähnliches zuziehen weil die Muskeln noch nicht so gut durchblutet sind. Auch eine Überdehnung kann ohne aufwärmen schneller zustande kommen. Den gleichen Effekt hat man eigentlich auch beim Pferd. Daher ist das Aufwärmen vom Pferd nicht nur beim reiten wichtig, sondern auch bei Dehnübungen.
Wann spricht man von einer Dehnung? Von einer Dehnung spricht man eigentlich erst, wenn die Position mindestens 20 Sekunden lang gehalten wird.
Man sollte langsam mit einer Dehnung anfangen und diese auch langsam wieder lösen. Sofern das Pferd die Dehnung löst (z.B. durch wegziehen vom Bein) hat man möglicherweise zu viel Druck ausgeübt wodurch es für das Pferd unangenehm wurde. In der Regel gibt das Pferd den Dehnungsgrad vor und dehnt sich selbst rein, denn das Pferd sollte bestimmen wie weit eine Dehnung ok ist.
Leider wird oft vergessen, dass zirzensische Lektionen (richtig ausgeführt) ebenfalls einen gymnastizierenden Effekt haben. Daher sollte man auch da sein Pferd vorher aufwärmen und die Lektionen nicht im „kalten“ Zustand abrufen.
Ruckartige Bewegungen beim dehnen (zu starker Zug/ruckartiges lösen) sind eher kontraproduktiv.
Die Aufwärmphase kann man dabei unterschiedlich gestalten. Man tut seinem Pferd damit definitiv einen gefallen, wenn man es vorher gut aufwärmt.
Also: Erst aufwärmen, dann dehnen!
Dehnübungen sollte man sich immer von einem kompetenten Therapeut (Pferdephysiotherapeut/Osteopath) zeigen und erklären lassen.
Wenn ich Blue dehne, dann entweder nach einer Trainingseinheit oder dazwischen.Denn die Muskeln sind dann gut durchblutet und aufgewärmt. Alternativ wärme ich Blue auf und mache die Dehnübungen in der Mitte einer Trainingseinheit, jedoch NIE davor.
Natürlich sollte man z.B. nach einem langen Ausritt keine Dehnungserweiterung verlangen bzw. zu stark dehnen. Bei einer Dehnung wird die Muskulatur eher „verlängert“. Hat man nun sehr ausgiebig und hart traniert, so sollten Dehnübungen hinterher nur leicht und schonend ausgeführt werden.
Manchmal ist weniger mehr und so sollte man es mit Dehnübungen nicht übertreiben. Blue dehne ich nach Bedarf (wenn mir Probleme auffallen) oder eben 1-2 mal die Woche. Ansonsten sollte man es nicht übertreiben, denn das kann dann wiederum das Gegenteil von dem bewirken, was man eigentlich durchs dehnen erreichen wollte.