Ganz oft ist es Thema – das reiten ohne Sattel. Fragen wie „Ist das gesund?“, „Kann man bedenkenlos ohne Sattel reiten?“ bis zu „mein Pferd bockt wenn ich ohne Sattel drauf sitze.“
Pauschal kann man sagen, dass es immer auch auf den Pferdetyp ankommt und natürlich darauf wie man sich zusätzlich mit seinem Pferd beschäftigt.
Ich reite gerne ohne Sattel. Mal mehr, mal weniger. Probleme oder Schäden hat Blue dadurch aber nie gehabt. Warum? Weil ich zum einen nicht dauerhaft oder zu oft ohne Sattel reite und natürlich auch vom Boden versuche die Rückenmuskulatur entsprechend aufzubauen.
Was ich immer bedenklich finde ist, wenn Leute sich auf ihr Pferd schwingen (ohne Sattel) obwohl das Pferd keine richtige Rückenmuskulatur besitzt. Dadurch können erhebliche Probleme im Rückenbereich entstehen. Die Rückenmuskulatur kann das Gewicht nicht tragen und dadurch wird oftmals die Wirbelsäule in Mitleidenschaft gezogen. Der Rücken wird fest und das Pferd schwingt im Rücken nicht mehr mit. Nicht umsonst ist bei einem Sattel ein Wirbelkanal, damit das Gewicht von der Muskulatur und nicht von den Knochen getragen wird.
Noch dazu muss man eben gucken welchen Pferdetyp hat man und welchen Trainingsstand hat mein Pferd.
Typ 1: Blues Rückenmuskulatur ist höher als die Wirbelsäule bzw. genauer gesagt die Dornfortsätze und er ist allgemein ein eher rundlicher Typ. Bedeutet er fällt rechts und links von den Dornfortsätzen nicht so stark ab. Heißt wenn ich ohne Sattel drauf sitze, sitze ich auf der Muskulatur und nicht auf den Knochen direkt. Wenn der Rücken diesen Zustand hat, ist es natürlich der Idealfall. Es entsteht auf der Wirbelsäule kein Druck, was für das Pferd natürlich angenehm ist.
Typ 2: Es gibt Pferde, deren Dornfortsätze höher heraussteht und wo die Muskulatur links und rechts tiefer liegt. Sprich das Pferd fällt links und rechts „steiler“ ab. Gerade bei Jungpferden ist das häufig der Fall, da sie erst noch Muskulatur aufbauen müssen, wobei es auch da auf das Pferd drauf ankommt. Manche sind vom Gebäude her schon so, dass sie da etwas unproblematischer sind. Pferde, die etwas herausstehende Dornfortsätze haben sind beim reiten ohne Sattel nicht wirklich entspannt und manche bocken daraufhin auch. Denn den Druck empfinden sie als unangenehm.
Wer ein solches Pferd hat, sollte evtl. einfach akzeptieren, dass es vielleicht nicht so gut ist regelmäßig oder öfter ohne Sattel zu reiten.
Sofern es möglich ist sollte man die Rückenmuskulatur so aufbauen, dass die Wirbelsäule geschützt wird.
Typ 3: Der letzte Pferdetyp ist einfach der, der sowieso einen empfindlichen Rücken hat. Auch da sollte man dem Pferd zuliebe vielleicht einfach Abstand davon nehmen. Denn man tut sich und dem Pferd absolut keinen Gefallen damit, wenn man trotzdem ohne Sattel reitet. Es gibt mittlerweile genügend Pads auf dem Markt, die das Gefühl vom Reiten ohne Sattel vermitteln, wo aber dennoch der Rücken etwas geschont wird.
Sprich wenn die Muskulatur nicht stimmt, kann mein Pferd erhebliche Schäden davon tragen.
Ich habe bei Blue Glück. Er ist eher der rundliche Typ, nicht extrem empfindlich am Rücken und hat ausreichende Rückenmuskulatur, die die Wirbelsäule schützt.
Das sind ideale Voraussetzungen und der Grund, weshalb wir da nie Probleme hatten. Blue wird regelmäßig kontrolliert und es gibt Zeiten da bin ich wirklich oft mit ihm ohne Sattel unterwegs gewesen. Das ist aber alles kein Problem. Natürlich sollte man das – wie bei allem – mit Sinn und Verstand machen.
Ausschließliches reiten ohne Sattel würde ich nicht empfehlen, da auf Dauer die Druckverteilung nicht Ideal ist.
Man sollte bei all dem nicht vergessen, dass es wichtig ist das Pferd korrekt ohne Reitergewicht zu arbeiten, denn nur so steckt ein Pferd das Reiten ohne Sattel auch ohne Probleme weg und kann die benötigte Rückenmuskulatur (sowie auch die Bauchmuskulatur) aufbauen.
Hier sollte man das Verhalten seines Pferd nicht ignorieren. Wenn das Pferd sich beim reiten ohne Sattel wehrt sollte man doch darüber nachdenken, dass es dem Pferd möglicherweise wirklich unangenehm ist oder sogar schmerzen bereitet.
Manchmal können auch die Sitzbeinhöcker vom Menschen für das Pferd unangenehm sein, nämlich dann wenn sie sehr „spitz“ sind.
Manche Pferde sind auch beim ersten Reiten ohne Sattel unsicher, weil sie den Mensch anders wahrnehmen, als wenn da noch ein Sattel dazwischen ist. Diese Pferde sind dann oft etwas irritiert und bleiben gelegentlich stehen, da der Reiter nicht so sitzt wie gewohnt. Mancher Mensch hat auch einfach ohne Sattel nicht so das ideale Gleichgewicht, weswegen der Reiter sich für das Pferd sehr „unruhig“ anfühlt.
Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister!
Denn das reiten ohne Sattel fördert die Balance und man bekommt einen unabhängigen Sitz. Dadurch bekommt man oft auch eine ruhigere Hand und ein ruhiges Bein, da man beides nicht benötigt um sich „festzuhalten“.
Um dieses zu trainieren gibt es mittlerweile auf dem Markt genug Reitkissen/-pads, die den Rücken des Pferdes schützen und wo man dennoch das Gefühl vom Reiten ohne Sattel hat. Diese Pads sollte man jedoch ohne Steigbügel nutzen.