
Da immer wieder Fragen zum Kniebruch kommen, möchte ich hier ein mal detailliert darüber berichten.
Am 23.08.2006 sind meine Mutter und ich auf die Weide gefahren, da wir zur Reitstunde wollten. Wir kamen an und ich rief Blue, normal kam er dann immer, doch ich bekam als Antwort nur ein wiehern, Blue tauchte jedoch nicht auf. Ich bin dann dorthin wo ich das wiehern gehört habe und fand Blue völlig verkrampft hinter dem Unterstand stehend vor.
Was genau vorgefallen ist, wissen wir natürlich nicht. Wir vermuten, dass er blöd von jemandem getreten wurde. Das muss kurz bevor wir kamen passiert sein, denn es war weder eine Schwellung zu sehen, noch eine warme Stelle zu erfühlen.
Zusätzlich hatte Blue noch eine Stresskolik und nachdem sein Zustand sich nicht besserte sind wir in die Klinik gefahren. Der damals gerufene Tierarzt hatte nämlich eine andere Diagnose gestellt, als es letztendlich war. Laut seiner Diagnose müsste nach drei Wochen eine Besserung zu sehen sein. Doch auch nach diesen drei Wochen lahmte Blue stark und der Zustand besserte sich nicht.
Somit riefen meine Eltern am 14.09.2006 in der Klinik an und bekamen am gleichen Tag einen Termin.

Ich wurde damals sogar für wenige Schulstunden vom Unterricht befreit, damit ich mit in die Klinik fahren konnte.
In der Klinik sprachen die Röntgenbilder dann eine eindeutige Sprache – eine gebrochene Kniescheibe!
Das abgesplitterte Knochenstück hatte sich in den Muskel gebohrt. Es wurden uns zwei Möglichkeiten erläutert: entweder das Knochenstück würde sich an der Stelle im Muskel verkapseln oder aber das abgesplitterte Stück würde dauerhafte Schmerzen im Muskel verursachen. Im letzteren Fall könnte man Blue nicht mehr reiten und im schlimmsten Falle wäre selbst ein schmerzfreies Leben auf der Weide nicht möglich. Daher sollten wir uns auch Gedanken darüber machen, ob wir Blue in solch einem Fall einschläfern lassen. Eine Operation war aufgrund des Bruchs nicht möglich.
Eine Entscheidung würde in drei Monaten fallen.
In den drei Monaten war ich fix und fertig, saß viele Stunden einfach nur bei Blue und kümmerte mich um ihn. Eine Zeit lang bekam er Medikamente und wir behandelten die Stelle mit Lehm.

Wenige Wochen vor Weihnachten, am 13.12.2006, ging es dann wieder in die Klinik.
Wir hatten so ein verdammtes Glück! Der Klinikarzt guckte selbst nicht schlecht als er das Röntgenbild sah und sprach von einem kleinen Wunder. Denn keine der oben genannten Optionen war eingetreten. Das abgebrochene Stück Knochen war zurück gewandert dorthin, wo es her kam und hat sich genau dort verkapselt. Die Kniescheibe sah später somit fast wieder aus wie bei einem gesunden Pferd.

Somit durften wir ein kleines Wunder erleben, womit niemand gerechnet hätte. Die Chancen standen nicht besonders gut und letztendlich haben wir heute so gut wie keine Einschränkungen. Durch den Bruch besteht eine leichte Arthrose, die nun 10 Jahre nach dem Kniebruch sich bemerkbar macht. Vor allem an kalten und/oder nassen Tagen merkt man, dass Blue etwas braucht bis er sich eingelaufen hat. Auch die Schonhaltung von damals hat zu der ein oder anderen Problematik bzw. Fehlstellung geführt. Dennoch möchte ich mich nicht beklagen, denn das sind durchaus Probleme die wir gut im Griff haben.
Mittlerweile hat sich eine leichte Ablagerung gebildet, die ihn jedoch weder einschränkt oder Schmerzen bereitet. Wir haben den Kniebruch überstanden und auch die schwere Zeit danach, die uns in ein schwarzes Loch gestoßen hat. Bis jetzt haben wir jede Hürde überwunden, die uns in den Weg gestellt wurde. Manchmal haben wir zwar mehrere Anläufe gebraucht, aber letztendlich haben wir gemeinsam alles geschafft.
Ursprünglich hat man uns empfohlen Blue zur Heilung in eine Box zu stellen, da Blue jedoch noch nie in einer stand und wir eigentlich auch keine bei uns zu Hause haben, hatte er ein großes Stück Wiese mit Unterstand. Heute bin ich überzeugt, dass die Haltung durchaus auch ihren Teil zur Heilung beigetragen hat.

Die Zeit damals war sehr hart. Drei Monate mit dieser Ungewissheit waren nicht leicht. Vor allem wenn man machtlos ist und einfach nichts tun kann – außer abwarten. Leider war auch nach diesem positiven Befund nichts mehr so wie vorher. Die Zeit hat durchaus ihre Spuren hinterlassen und so war Blue anschließend nicht mehr das selbe Pferd wie vor dem Bruch. Vieles hat sich danach verändert, doch ich bin sicher, dass vor allem diese Zeit uns auch auf einen völlig neuen Weg gebracht hat. Ohne den Kniebruch hätte ich vielleicht niemals so eine Beziehung zu Blue aufgebaut und hätte möglicherweise auch nie mit Bodenarbeit/Zirkuslektionen etc. in diesem Maße angefangen.
Durch den Kniebruch ist es natürlich nicht möglich Blue in einer Box zu halten. Aufgrund der Arthrose ist Bewegung ein Muss, er bewegt sich im Offenstall den ganzen Tag über und ist ständig in Bewegung. Für ein Pferd mit dieser Vorgeschichte, ist das die ideale Haltung – obwohl ich auch völlig unabhängig davon den Anspruch habe, dass mein Pferd so artgerecht wie möglich lebt.
So hat auch dieser tragische Befund irgendwie etwas Positives. Heute bin ich einfach nur dankbar, dass Blue noch immer an meiner Seite ist und wir versucht haben das positive aus dieser Zeit mit zu nehmen.
Denn nichts geschieht ohne Grund.
Ich hab das tolle Video von Annica Hansen und dir gesehen! 🙂
So toll wirklich klasse, wie du mit Blue am Boden arbeitest und auch darauf hinweist das man nicht vergessen darf wie lang ihr beide schon ein Team seit! Wirklich klasse!
Schön zu hören, dass ihr dann doch noch soviel Glück hattet und nun fast ohne Einschränkung arbeiten könnt :-)!
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