Die meisten haben sicherlich auf Facebook und Instagram mitbekommen, dass der Satz „Ich mach das mit links“ für mich Mitte November eine andere Bedeutung bekommen hat.
Aufgrund eines Unfalls, wo ich zusätzlich noch ziemlich viel Pech hatte, habe ich mir einen Trümmerbruch am Daumen an der rechten Hand zugezogen, wo auch das Gelenk beteiligt war. Das ganze passierte am 15.11. wo ich abends aufgrund der Schmerzen noch in die Notaufnahme gebracht wurde. Dort wurde ich untersucht und bekam die Nachricht mit dem Trümmerbruch. Das ganze war auch ziemlich kompliziert gebrochen, dadurch stand für den nächsten Tag direkt die OP an.
Die Nachrichten waren nicht unbedingt aufbauend und ich war wirklich ziemlich am Ende, zusätzlich musste ich bis Mittags auf meine OP warten. Da das ganze recht kompliziert war, sagte man mir auch von Anfang an, dass die Funktionalität möglicherweise nicht mehr zu 100% hergestellt werden könnte. Auch könnte es sein, dass der Daumen komplett steif bleiben würde. Und dann eben so die üblichen Risiken, die so eine OP mit sich bringt. Letztendlich wählte man bei der OP eine „mittelschwere Variante“, der Knochen wurde mit einer Metallplatte und Schrauben fixiert. Das ganze muss irgendwann auch wieder raus.
Wer uns aktiv auf Facebook und Instagram folgt, der wird mitbekommen haben, dass ich vor allem am Anfang ziemlich niedergeschlagen war. Man braucht eben doch seine Zeit um sich damit abzufinden. Zuerst ein Mal ist man total mit sich selbst beschäftigt und dann hat man noch Mitmenschen, die es zwar gut meinen, aber die man irgendwo doch etwas „mit tröstet/beruhigt“. Man sagt Dinge um sie zu beruhigen oder auch Sachen, die man zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht so meint „Das wird schon wieder!“ z.B..
Ich bin Rechtshänder und mache natürlich entsprechend viel mit rechts. Man merkt dann erst ein Mal wofür man eigentlich zwei Hände nutzt und vor allem am Anfang gab es viele Dinge, die ich ohne Hilfe nicht bewältigt bekommen habe. Das fing bei so einfachen Dingen wie Brot schneiden/schmieren an und ging über Reißverschlüsse schließen, Schuhe binden, Zahnpaste auf die Zahnbürste machen etc.
Zusätzlich zu meinem Bruch war auch meine ganze Hand (Handfläche/-rücken) inklusive Handgelenk voller Blutergüsse. Eigentlich war so ziemlich die ganze Hand blau, lila und was es sonst noch so für Farben gibt.
Gleichzeitig verlor man auch ein Stück seiner Freiheiten, denn Autofahren ging natürlich ebenfalls nicht mehr.
Die Nacht im Krankenhaus war der Horror (4-Bettzimmer und laut schnarchende oder herumrufende Zimmergenossen) und auch zu Hause wusste ich anfangs nicht wohin mit der Hand. Die Schmerztabletten waren vor allem in der ersten Zeit meine besten Freunde. Obwohl sie extrem stark waren, halfen sie nur bedingt und machten die Schmerzen halbwegs erträglich.
Als Selbstversorger macht man ja eigentlich auch so ziemlich alles selbst. Wenn irgendwo Pferdeäppel liegen etc., macht man sie weg. Aber auch das war nicht mehr möglich. Das deprimierte mich anfangs noch zusätzlich, weil ich mir so unnütz vorkam. Ich fühle mich einfach schlecht, wenn andere die Arbeit machen und ich gucke ihnen nur dabei zu. Gleichzeitig konnte ich anfangs meinem Pferd nicht mal die Hufe auskratzen. Daher bin ich auch nicht jeden Tag mit zu den Pferden gefahren, sondern bin eher mal hoch um ihn etwas zu betüddeln.
Aber zu Hause fällt einem irgendwann ja auch die Decke auf den Kopf, wobei ich vor allem am Anfang ziemlich damit beschäftigt war sämtliche Termine zu koordinieren (Röntgenkontrolle, Wundkontrolle, anstehende Krankengymnastik). Irgendwie hatte man doch dauernd irgendwelche Termine, glücklicherweise konnte ich zu den meisten zu Fuß hin gehen.
Irgendwann habe ich mich dann tatsächlich mit der Situation abgefunden und ab da ging es mir vor allem seelisch um einiges besser. Blue (der mit dem Bruch übrigens nichts zu tun hat) trug einen großen Teil dazu bei, denn er zeigte mir, dass man auch mit einer Hand etwas machen konnte. Als ich dann seinen Huf mit nur einer Hand raspeln konnte und er so lieb und geduldig da stand, machte mich das wirklich glücklich. Ab da packte mich auch etwas der Ehrgeiz und ich wurde erfinderischer. Bei Blue habe ich irgendwie vergessen, dass mir die rechte Hand fehlte, denn Blue hört so gut auf meine Körpersprache etc., dass ich beim Umgang mit ihm das gar nicht groß merkte. Klar, die Hufe konnte ich anfangs nicht sauber machen (später ist mir auch da eine Lösung eingefallen), aber ansonsten war fast alles problemlos möglich.
Die ersten Wochen hatte ich eine abnehmbare Gipsschiene, die ich dauerhaft an hatte. Irgendwann wurde der Gips getauscht gegen eine Daumenschiene. Nach einigen Wochen habe ich dann mit Krankengymnastik angefangen.
Nach so ca. 3 Wochen wo der Daumen auch noch mit dem Gips fixiert war, hatte ich dann irgendwann ein gutes Gefühl. Davon habe ich erst mal niemandem erzählt, aber irgendwie war da so der Punkt wo ich dachte „Das wird wieder“. Glücklicherweise sollte mein Gefühl recht behalten und als ich mit der Krankengymnastik anfing, machte ich gute Fortschritte. Mein Therapeut ist absolut zufrieden mit mir und meinte mehr ginge innerhalb der kurzen Zeit nicht. Auch die Röntgenbilder sehen gut aus, welche im Abstand von 2 und 4 Wochen nach der OP gemacht wurden. Insgesamt waren die Ärzte sehr zufrieden mit dem Heilungsverlauf und ein unabhängiger Arzt sagte ohne nachzufragen auch, dass der Daumen wirklich gut operiert wurde. Das war wirklich sehr aufbauend für mich.
Jetzt sind bald 5 Wochen um, ich habe immer brav gemacht was man mir gesagt hat. Die Röntgenbilder sehen gut aus, die Blutergüsse sind verschwunden und der Finger wird auf keinen Fall komplett steif bleiben.
Ich habe schon ziemlich viel meiner Beweglichkeit wieder bekommen und übe täglich weiter. Insgesamt habe ich jedoch rechts immer noch nicht viel Kraft. Eine Türklinke z.B. zu drücken fällt mir noch sehr schwer. Die Muskulatur hat innerhalb der Zeit natürlich extrem abgenommen und auch die Kraft kommt erst mit der Zeit wieder. Ein paar Schmerzen habe ich noch, vor allem im Handgelenk, aber im Vergleich zum Anfang ist das alles erträglich.
Es wird noch einige Monate dauern, bis der vorherige Zustand erreicht ist aber ich bin sehr zuversichtlich. Aktuell sitze ich auch immer mal wieder am PC um das zu trainieren, denn sobald es möglich ist möchte ich auch wieder arbeiten gehen.
Aufpassen muss ich natürlich trotzdem. Ich darf weder mit dem Finger irgendwo hängen bleiben noch dürfte ich irgendwie darauf fallen. Im Prinzip hätte ich auch die ganze Zeit reiten dürfen, bloß fallen darf ich nicht.
Wobei ich auch das langsam angehe, ich werde mit Blue noch einen kleinen Abschlussritt für dieses Jahr machen, ansonsten wird sich alles mit der Zeit zeigen. Natürlich möchte ich auch ungern ein Risiko eingehen, jedoch kann ich das bei Blue sehr gut einschätzen und wenn ich mir unsicher bin, dann lasse ich es. Ich persönlich bin auch überzeugt, dass Blue einen großen Teil zu meiner Heilung beigetragen hat. Denn ursprünglich hatte man mir gesagt, dass ich eher mit mehr Zeit rechnen müsste. Aber ich denke wenn man wirklich den Willen hat, sich an die Vorgaben der Ärzte hält und aktiv mitmacht, trägt das auch seinen Teil dazu bei. Welcher Reiter kennt es denn auch nicht, dass er eigentlich schnellstmöglich wieder aufs Pferd will?
Von daher bin ich sehr zuversichtlich und wirklich zufrieden mit dem Heilungsverlauf. Die letzten Schmerzen werden sicher auch bald weg sein und dann kann ich in einem Monat vielleicht wieder richtig zugreifen mit der rechten Hand. Ansonsten versuche ich aktuell in meinem Alltag zurück zu finden und freue mich über jeden Fortschritt.
Ohje, du machst Sachen. Ich wünsche dir auf jeden Fall gute Besserung
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