Ganz oft bekomme ich Nachrichten, in denen Menschen mir ihre Probleme schildern, die sie mit ihrem Pferd haben.
Einigen kann ich ein wenig helfen, anderen Denkanstöße geben und wiederum anderen kann ich gar nicht helfen, einfach weil eine „Ferndiagnose“ über das Internet nicht möglich ist.
Habe ich ein Problem, muss ich dieses individuell lösen. Das heißt die „Lösung“ muss auf das Pferd angepasst werden.
Oft kann man am Verhalten der Pferde erkennen woher diese Probleme kommen. Ob sie etwas aus Angst/Schmerzen tun oder einfach nur um ihre Grenzen auszutesten.
Manchmal hat man das Gefühl die Welt besteht nur noch aus „Problempferden“, wobei meiner Meinung nach viel zu schnell ein Pferd als solches bezeichnet wird.
Ich muss sagen das Wort „Problempferd“ ist irgendwo falsch. Denn alle „Problemfälle“ die ich kennengelernt habe, hatten eine Ursache – den Menschen.
Seien es Vorbesitzer, Leute die das Pferd z.B. in Beritt hatten oder der Besitzer selbst. Die Kombination ängstlicher Mensch und dominantes Pferd ist daher oft unglücklich und führt häufig zu Problemen.
Nicht passende Ausrüstung (z.B. Sattel) oder anderweitige Schmerzen können jedoch ebenfalls Ursache für eine Veränderung sein. Daher ist meine erste Empfehlung immer – hol Dir einen guten Physiotherapeut/Osteopath und lass das Pferd kontrollieren. Einige als „bösartig“ titulierten Pferde wurden nur durch eine Behandlung wieder „lieb“.
Auf der anderen Seite gibt es Pferde die von Natur aus eher etwas „robuster“ sind, heißt gerne testen und da auch nicht so zimperlich sind. Mit so einem Pferd muss ich einfach anders umgehen, als eines, wo die Testphase weniger extrem ausfällt.
Oftmals hat es auch mit falsch definierter „Pferdeliebe“ zu tun. Viele Menschen vergessen, dass eine Erziehung wichtig ist. Ähnlich wie bei Kindern braucht manch ein Pferd eben mehr Regeln.
Habe ich ein Pferd das gerne testet und ich lasse ihm alles durchgehen, dann habe ich durchaus irgendwann das Problem vom Pferd nicht mehr ernst genommen zu werden. Gleichzeitig muss ich auch gewisse „Führungsqualitäten“ mitbringen. Ein Pferd ist im Zweifel IMMER dem Menschen überlegen, vor allem kräftemäßig. Lasse ich es darauf ankommen, dass mein Pferd das herausfindet, habe ich eigentlich verloren. Denn ganz ehrlich, welcher Mensch packt es eine halbe Tonne, die ins Rollen gekommen ist, zu stoppen?
Mit Erziehung meine ich keine Gewalt, doch ich erziehe kein Pferd indem ich es zutexte.
Ich denke jedes Pferd hat schon mal seine Grenzen ausgetestet und das gehört irgendwo dazu. Denn im Prinzip machen wir Menschen das auch.
Melody ist z.B. ein gutes Beispiel. Sie ist auf der einen Seite ein sehr sensibles Pferd, aber dennoch mit einem starken Charakter. Sie testet ob sie den Menschen mit dem sie zu tun hat ernst nehmen kann.
Früher hat Melody dann auch mal nicht so genau darauf geachtet wo das Füßchen hin fliegt. Für mich hört der Spaß vor allem dann auf, wenn das Leben von Mensch oder Pferd durch so ein Verhalten gefährdet wird. Ich bin dagegen Pferd zu verschlagen oder sie gefügig zu machen! Doch gegen einen Huf der in meine Richtung fliegt kann ich nur eines tun, dem Pferd ein „Echo“ mit einer langen Gerte geben. Denn mein Körper und meine „Hufe“ sind nicht so stark wie die eines Pferdes. So etwas geht einfach nicht und dann muss man das Pferd in solchen Momenten auch mal etwas härter anpacken. Ich hatte damals mit Melody 1-2 Auseinandersetzungen, habe das Problem als es aufkam quasi direkt „im Keim erstickt“. Melody lief frei und dachte sie könne mit mir spielen, dabei ist sie auf mich zugelaufen und hat dann auch in meine Richtung getreten. Nachdem ich mit einer Longierpeitsche bewaffnet war (um genug Abstand zu halten), bekam sie jedes Mal, wenn es in meine Richtung ging ein Echo. Aber immer nur ein Mal in dem Moment wo sie getreten hat – sonst nicht. Nach dieser Auseinandersetzung hat sie das nie wieder gemacht.
Man muss dazu sagen, dass Melody nicht mal bösartig war, sie hat den Mensch zum Teil aber als „Spielkamerad“ angesehen, was natürlich ein Problem darstellt.
Denn Pferde untereinander gehen zum Teil sehr ruppig miteinander um, da würde unser menschlicher Körper doch deutliche Blessuren davon tragen.
Hätte ich damals nicht diese Auseinandersetzung mit ihr geführt, wäre der Umgang sicher heute möglicherwise schwierig. Denn nun hat sie schon verstanden, dass wir Menschen eben nicht mit ihr spielen – dafür hat sie Artgenossen.
Melody ist im Grunde kein bösartiges Pferd, aber sie war in gewisser Weise sehr temperamentvoll. Ich habe direkt das „bestraft“ und korrigiert in dem Moment wo es passierte. War sie lieb und hat nichts gemacht, habe auch ich nichts gemacht. Denn das ist die andere Seite von Melody, man darf nicht zu extrem reagieren, weil sie doch ein kleines sensibelchen ist.
Es gehört auch eine Menge Selbstbeherrschung dazu, Dinge die kurz vorher passiert sind abzuhaken und das Pferd nicht „nachträglich“ bestrafen zu wollen.
Melody ist heute ein tolles Pferd, sie testet jeden neuen Menschen, ob sie sich wirklich auf ihn verlassen kann – das ist auch absolut in Ordnung, denn sie macht das nicht bösartig. Auf der anderen Seite darf man Melody nicht zu viel Druck machen, dafür ist sie wieder zu sensibel und macht dicht.
Obwohl ich aus Zeitmangel nicht regelmäßig mit ihr arbeite, kann ich mich jederzeit ohne Problem mit Halsring auf sie setzen bzw. auf der Weide komplett ohne alles. Auch wenn ich dann keine „Mittel“ zur Verfügung habe, darf ich das mit ihr machen, weil sie mich akzeptiert und ich einfach weiß wie ich mit ihr umzugehen habe. Gleichzeitig ist mein Auftreten Melody gegenüber aber auch so, dass ich ihr keinen Grund zum zweifeln gebe. Denn natürlich ist Unsicherheit bei einem Pferd wie Melody sehr hinderlich. Bin ich unsicher, dann spürt sie das direkt und entsprechend reagiert sie. Da kann man dem Pferd nicht mal böse sein, weil in dem Moment der Mensch das Problem ist.
Melody war da wirklich ein gutes Lehrpferd, sie hat mich an meine Grenzen gebracht und ich musste über mich hinauswachsen. Doch ich habe eine Menge gelernt, vor allem den schmalen Grat zwischen Konsequenz und Sanftmut zu finden. Melody wäre daher für einen Anfänger absolut ungeeignet, weil sie jemanden braucht, der ihr etwas „Sicherheit“ vermittelt bzw. das Gefühl gibt, er weiß was er tut. Man muss sich durchsetzen können, aber manchmal muss man sie auch bestärken.
Melody war nie ein „Problempferd“, trotzdem wäre sie in den falschen Händen sicher als solches bezeichnet worden. Obwohl sie das überhaupt nicht ist, aber man muss sie verstehen und wissen wie man mit ihr umzugehen hat.
Wenn man Melody von sich überzeugt hat, dann hat man in ihr eine wundervolle Partnerin, die wirklich alles für einen tut.
Gerade sensible Pferde werden oft überfordert bzw. es wird mit zu viel Druck gearbeitet und dadurch werden sie zu „Problempferden“. Denn gerade solche Pferde wehren sich auch mal. Auf der anderen Seite werden zu liebe Pferde von den Menschen oft ausgenutzt, da diese sich nicht wehren.
Nicht alle Pferde kommen mit Druck klar, andere wiederum brauchen manchmal einen gewissen Druck.
Doch wer wirklich Zeit in die Erziehung seines Pferd investiert und gerade ein Verhalten welches gegen den Mensch geht entsprechend quittiert, wird durchaus mehr Spaß mit seinem Pferd haben, als jemand der dem Pferd immer nur erzählt „Sei doch lieb, mach so etwas nicht.“
Oftmals ist es falsch verstandene Pferdeliebe und fehlende Erziehung, was letztendlich dazu führt, dass das Pferd im Umgang schwierig wird.
Und manchmal hat man eben auch das Pech, dass das Pferd durch jemand vorherigen einfach „versaut“ wurde.
Oft müssen wir Menschen auch einfach mehr „lernen“ und mehr an uns arbeiten als unsere lieben Vierbeiner.
Denn in der Regel steckt hinter jedem Problem ein Mensch.
Das sehe ich genauso. Meine jetzige Ex-Reitbeteiligung war so ein Mensch die nichts ohne mein Beisein hinbekommen hat so hart es klingt.. Mir war es oft satt genug jedesmal wieder und wieder hoch zum Stall zu fahren wenn ich mal was anderes vor hatte. Sie war einfach viel zu nett, überfordert & hat sich zu sehr geweigert mal ein Echo auszusprechen… sie ist jedesmal weggesprungen vom Pferd sobald die Situation mal ungewohnt war.
Das ganze Spiel ging fast 2 Jahre, bis ich endlich ein Punkt gesetzt habe, da es einfach nicht mehr ging.. Zu viele Höhen und Tiefen sind geschehen zwischen den beiden.. Habe nur leider viel zu spät eingelenkt… was mich heute sehr ärgert.
Mein Wallach hat mir gegenüber nie Aussetzer gezeigt.. so verschieden sind die Beziehungen zu einem Pferd..
Mittlerweile sind 8 Monate vergangen & ich habe endlich eine Reitbeteiligung die perfekt zu ihm passt. Pferd zufrieden. Was will man mehr 😊
Lg Sabrina
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