Tod des geliebten Pferdes

Sammy
Sammy, Traber – war das Pferd meiner Schwester

Im Prinzip trifft der folgende Text auf alle Tiere zu, doch ich werde mich auf Pferde beziehen.
Wenn wir uns für das Leben mit Tieren entscheiden, dann ist uns allen beim Kauf i.d.R. klar, dass dieses Tier in den meisten Fällen vor uns gehen wird. Natürlich sollte man nicht täglich den Tod thematisieren oder mit der Angst leben, dass heute der letzte Tag ist. Im Prinzip wissen wir alle nicht, wann diese Zeit gekommen ist. Egal ob es uns selbst, Familie, Freunde, Tiere etc. betrifft. Ich denke jeder hofft, dass er so viel Zeit wie möglich bekommt und das Pferd alt wird. Die meisten wünschen sich denke ich ein langes, aber gesundes Leben für ihre Pferde. Doch Krankheiten, Unfälle etc. führen dazu, dass manche leider früher gehen als andere. Je früher uns ein Pferd verlässt, umso „unfairer“ empfinden wir das. Doch letztendlich bestimmt das Leben die Regeln und wir können nichts daran ändern.
In meinem Leben musste ich schon viele Tiere und Menschen gehen lassen. Doch gerade wenn man sehr jung ist, nimmt man das ganze nicht so wahr und verarbeitet es anders. Neben den vielen anderen Tieren (Hund, Katze, Meerschweinchen, Fische etc.) gibt es genau zwei Pferde, deren Tod unterschiedlicher nicht hätte sein können.
Da war zum einen Snowflake, die durch einen Unfall nur 3 Monate alt wurde. Wir mussten einen Tierarzt anrufen, der das Fohlen einschläfert. 3 Monate ist verdammt jung und nun könnte man meinen, es ist doch eine sehr kurze Zeit in der man sich an das Tier gar nicht richtig gewöhnen konnte. Doch mit Sicherheit wissen die meisten, wie schnell man sein Herz an ein Tier verlieren kann.
Zum anderen war da Sammy, das Pferd meiner Schwester. Sammy kam aus schwierigen Verhältnissen, wurde misshandelt und wie wir später feststellten, war er beim Kauf ruhig gespritzt. Als ich ihn das letzte Mal sah, war er gesund und munter. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Moment der letzte ist. Morgens fanden meine Mutter und Schwester Sammy auf der Weide, er war gerade mal Anfang zwanzig. Er lag einfach da, als wäre er umgefallen. Aufgrund dessen wie sein Körper lag und die Spuren drum herum, konnte man ausschließen, dass ein Todeskampf stattgefunden hat. Für Sammy, war es mit Sicherheit ein schöner Tod ohne Leid und wir mussten keine Entscheidung treffen. Doch für uns kam es so plötzlich und unerwartet, dass es sehr schwer zu verstehen war.
Eigentlich kann man froh sein, wenn die Entscheidung einem abgenommen wird. Denn es kann sehr schwer sein richtig zu entscheiden, vor allem wenn man so sehr an einem Tier hängt. Ein plötzlicher und unerwarteter Tod nimmt einem zwar die Entscheidung ab, aber er nimmt einem auch die Chance sich zu verabschieden. Beide Varianten haben Nachteile und auch hier weiß man nie welche man bekommt. Natürlich ist es wichtig sich Gedanken darüber zu machen, was man im Falle einer Kolik etc. machen würde, so fällt man bei solchen Dingen nicht ganz ins kalte Wasser.

snowflake1
Snowflake unser erstes selbst gezogenes Fohlen (im Hintergrund Sammy)

Eines ist jedoch klar, wir können uns noch so viele Gedanken machen, noch so viel darüber nachdenken und versuchen uns darauf vorzubereiten. Kommt dieser Tag, dann ist es völlig egal wie sehr wir versucht haben uns darauf vorzubereiten, es zählt einfach nicht!
Nachdem Sammy gestorben ist, habe ich eine Zeit lang gebraucht um das zu verarbeiten. Sammy war nicht mein Pferd, aber trotzdem hat er zur Familie gehört. Doch diese Zeit hat mich auch viel gelehrt. Es bringt eigentlich nichts, wenn man versucht sich auf diesen Tag X vorzubereiten. Wir wissen nicht wie und wann er kommt. Aber ich habe gelernt, für jeden Moment dankbar zu sein, den ich z.B. mit Blue erleben darf. Ich bin dankbar für jeden gemeinsamen Tag.
Jeder kennt denke ich diese Momente wo man sagt „das mache ich später mal“. Nach Sammys Tod habe ich versucht viele „später“ Dinge umzusetzen. Egal ob es mit Blue zu tun hatte oder nicht. Denn wir wissen nie, ob wir überhaupt dazu kommen es „später“ zu machen.
Auch habe ich mir angewöhnt Blue jeden Tag so zu verabschieden, als wäre es das letzte Mal. Das klingt vielleicht merkwürdig, aber bei Sammy hätte ich mir z.B. gewünscht, ich hätte das gemacht. Allgemein habe ich bei seinem Tod gemerkt, wie gerne ich doch manches noch gemacht hätte. Im Prinzip gibt es nicht mal so ein richtiges gemeinsames Foto von uns, das habe ich anschließend mit allen Pferden nachgeholt. Neben den Erinnerungen im Herzen, sind mir Bilder als Erinnerung wichtig. Im Prinzip sind mir all unsere Pferde wichtig, auch wenn Blue natürlich mein absolutes Herzenspferd ist, zu dem ich eine ganz besondere Beziehung habe. Daher verbringe ich regelmäßig bewusst Zeit mit den anderen beiden oder mache auch mal ein Bild. Bei Snowflake hatte ich die Gelegenheit mich zu verabschieden, das war natürlich sehr traurig, hat mir aber beim verarbeiten sehr geholfen. Bei Sammy hatte ich diese Gelegenheit nicht und der Tod von ihm hat mir daher gezeigt, wie viele Dinge man später doch bereut nicht getan zu haben.
Auch heute, viele Jahre nach dem Tod der beiden sind sie nicht „weg“, wir reden regelmäßig über sie. Natürlich ist das mit einer gewissen Traurigkeit verbunden, aber letztendlich haben wir alle in guter Erinnerung behalten.
Auch wenn Blue und ich mal einen schlechten Tag hatten, wir trennen uns nie im Streit. Das versuche ich im übrigen auch bei meinen Freunden. Mir ist es wichtig nicht im Streit auseinander zu gehen und Probleme direkt zu klären, denn man weiß ja nie ob man sich das letzte Mal gesehen hat. Das bedeutet nicht, dass es keine Auseinandersetzungen und schlechten Tage gibt, denn Gewitter reinigen bekanntlich die Luft. Wenn ich mich von jemandem verabschiede (Mensch und Tier), dann habe ich ein großes Problem damit wenn dieser Abschied ohne klärende Worte ist.
Nein, wir können uns auf den Tod nicht vorbereiten. Egal wie realitätsnah wir versuchen uns das vorzustellen, der Tod erwischt uns immer eiskalt. Aber wir können die Zeit, die wir mit unseren Tieren/Menschen haben bewusster wahrnehmen. Dankbar sein, für jeden Tag den wir haben und diese Zeit wirklich bewusst genießen. Dinge, die wir gerne mal tun würden einfach zu machen und sie nicht aufzuschieben. Denn wenn wir etwas „später“ machen wollen, wissen wir nie ob „später“ jemals kommen wird. Ein bisschen ist es wie mit einem besonderen Kleid/Parfüm etc. was wir für besondere Anlässe aufheben wollen. Im Prinzip ist jeder Tag ein besonderer Anlass und das sollten wir nutzen, bevor es zu spät ist.

„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot. Er ist nur fern. Tot ist nur, wer vergessen wird.“
(Immanuel Kant)

Sammy1
Mit Sicherheit galoppieren sie alle auf der anderen Seite auf großen grünen Weiden und irgendwann, da sehen wir uns wieder!

RIP Snowflake †2001
RIP Sammy †2011
und all die anderen Tiere und Menschen, wir werden euch nie vergessen. ♥


2 Gedanken zu “Tod des geliebten Pferdes

  1. Wunderschöner ergreifenden Beitrag, ich habe Tränen in den Augen… sowas geht mir immer furchtbar nah, ich musste leider schon viele Erfahrungen mit dem Tod machen, nicht nur bei Tieren sondern auch bei Menschen. Wenn mich all das eins gelehrt hat dann wie du gesagt hast nichts aufzuschreiben auf später sondern alle träume, die man hat, zu erfüllen (soweit das möglich ist) und auch Streitigkeiten zu klären, später wünschst du dir du hättest es „davor“ getan…
    Und es ist wichtig mit Menschen über den Verlust zu reden, das hilft beim verarbeiten. Ob der Mensch den verstorbeben kannzeit oder nicht ist dabei m.M.n egal. Hauptsache jemand hört zu und gibt dir das Gefühl nicht allein zu sein. Ich rede noch heute regelmäßig mit meiner Mutter über meinen vor 10 Jahren verstorbenen Vater und es tut immer wieder Aug seltsame weise gut… Und ich bin dankbar für jeden tag den ich mit meinen Lieben verbringen darf!
    RIP Papa, Opa, Opa, Oma, Rolf
    RIP Pünki, Anton, Krümel, Streifi
    Ich werde euch nie vergessen!

    Gefällt 1 Person

  2. Ich habe mich stets von meinem alten Pflegepfer(31) jedentag lange Verabschiedet und geschmußt. Vor kurzem musste er leider nach einer Kolik erlöst werden, ich bin sehr froh das ich mir immer so viel Zeit gelassen habe. 😶Sehr schöner und sehr wahrer Beitrag.😚

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