Plötzlich unreitbar

unreitbar

Zugegeben, über die Tatsache, dass das Pferd „unreitbar“ ist macht man sich i.d.R. nur Gedanken wenn man damit direkt konfrontiert wird.
Aber was ist, wenn es auf ein mal wirklich heißt „Dein Pferd ist unreitbar!“?
Ich musste mich damit auseinander setzen, als Blue gerade mal 4 Jahre alt war. Die erste Reaktion ist denke ich immer – verzeiht mir den Ausdruck – „sch****“.
Doch ziemlich schnell überlegt man weiter, was bedeutet unreitbar? I.d.R. beschränkt sich das nur auf das Reiten bzw. das Reitergewicht. Nicht immer bedeutet es, dass man rein gar nichts mehr mit dem Pferd machen darf/kann.
Als Blue den Bruch hatte war die Diagnose unreitbar leider sehr realistisch.
Nicht immer ist die Diagnose „unreitbar“ für immer. Es gibt die verschiedensten Gründe wieso es dazu kommt und manchmal kann sich das Blatt auch wenden.
Natürlich ist da irgendwo immer die Hoffnung, dass man mit viel Zeit, Geduld und vielleicht auch Training das Pferd wieder „reitbar“ bekommt.
Doch heißt es vom Tierarzt erst Mal „unreitbar“, dann ist es sinnvoll sich damit auseinander zu setzen. Abgesehen davon, dass eine zweite Meinung manchmal durchaus Sinn macht, ist es gar nicht verkehrt wenn man eine Antwort auf die Frage: „Was ist, wenn mein Pferd unreitbar wird?“ findet.

Im Grunde dreht sich alles darum, wie wichtig ist mir das Reiten? Kann ich darauf verzichten? Und was kann man überhaupt mit dem Pferd machen? Ich kann natürlich nur von mir selbst ausgehen, was ich erlebt habe. Die Ursache ist bei jedem anders, daher kann man das nie pauschal anwenden.
Im Prinzip war die Grundfrage: „Kann Blue schmerzfrei Leben?“. Wir haben für uns entschieden, dass wir ein Pferd nicht dauerhaft mit Schmerzmitteln am Leben erhalten wollen. Ein Pferd ist ein Lauftier und wenn das Laufen sein Leben lang nur unter Schmerzen möglich ist, dann ist es kein Leben was wir ihm antun wollten.
Wäre die Antwort auf die Frage „Ja, er kann schmerzfrei Leben, darf jedoch nicht mehr geritten werden.“ war klar, er darf sein Leben bei uns so lange verbringen, wie es eben geht. Natürlich wäre Blue dadurch ziemlich früh in „Rente“ gegangen. Das klingt jetzt erst mal so, als würde man ihn auf die Weide stellen und das wars. Doch auch als Blue seinen Bruch auskuriert hat war es nicht so, dass er einfach nur da stand. Denn natürlich kümmert man sich um sein Pferd und wenn man es nur putzt, krault oder kopfmäßig beschäftigt.
In unserem Fall hätten wir zwar Einschränkungen gehabt, aber Spaziergänge, leichte Arbeit am Boden etc. wäre trotzdem möglich gewesen.
Mir wurde mal die Frage gestellt, was wäre wenn ich Blue nicht mehr reiten könnte. Dabei ging es nicht um die Diagnose unreitbar, sondern was wäre wenn wirklich belegt werden würde, dass das Reiten dem Pferd Schmerzen zufügt. Die Frage habe ich leider nicht mehr gefunden, da sie irgendwie in der Masse untergegangen ist.
Zugegeben, das Thema ist stark umstritten und es gibt Leute die sagen es gehört kein Mensch auf ein Pferd. Ich persönlich bin aber der Meinung, wenn das Pferd richtig trainiert wird und die entsprechende Muskulatur vorhanden ist, dann spricht nichts dagegen. Dazu gehört für mich aber auch Muskelaufbau am Boden, also nicht ausschließlich in Form von Reiten. Meiner Meinung nach spielen da mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen wie ausbalanciert der Reiter sitzt und auch wenn es ein schwieriges Thema ist das Gewicht vom Reiter.
Wenn ich jetzt mal so überlege, dann arbeite ich eigentlich vor allem im Winter vermehrt am Boden mit Blue. Reiten ist für mich nicht so wichtig, im Winter sitze ich manchmal wochenlang gar nicht auf ihm. Es ist finde ich ein schöner Zusatz und so freue ich mich, dass Blue nicht unreitbar ist.
Wäre das aber der Fall, so hätten wir kein Problem damit nur am Boden zu arbeiten, denn auch dort würden mir genug abwechslungsreiche Dinge einfallen. Vielleicht ist die Sache mit dem „unreitbar“ für mich auch eher weniger tragisch, weil das Thema bei uns schon sehr präsent war. Für mich ist ein miteinander sehr wichtig und ich gehe gerne mit Blue spazieren. Allgemein macht es mir Spaß Dinge am Boden zu erarbeiten. Das würde ich in so einem Fall natürlich noch mehr fördern. Wer besonders kreativ ist wird genug Wege finden sein Pferd sinnvoll zu beschäftigen. Manchmal hat man auch das Glück, dass die Diagnose „unreitbar“ mit entsprechendem Training am Boden nicht für immer ist.


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