Eigentlich ist es fast schon ein Tabuthema, wenn es darum geht ein Pferd zu verkaufen. Ich persönlich würde Blue niemals verkaufen und habe sogar im Falle, dass ich vor Blue gehen sollte, vorgesorgt.
Wer ein Pferd kauft, sollte sich vorher darüber informieren wie viel Zeit und Geld so ein Tier verschlingt. Natürlich können sich die Situationen immer mal extrem ändern, aber wenn schon von vornherein klar ist, dass ich das Pferd auf Dauer nicht finanzieren kann, so sollte man schon so fair sein und auf einen Kauf verzichten.
Ich denke, wenn man ein Pferd kauft, dann mit dem Hintergedanken es für immer zu haben – auch wenn es alt und nicht mehr reitbar ist.
Dennoch gibt es finde ich Gründe, wo ein Verkauf eigentlich nur fair dem Pferd gegenüber ist. So eine Entscheidung zu treffen ist nie leicht und erfordert viel Mut.
Sinnvoll finde ich einen Verkauf vor allem dann, wenn man dem Pferd nicht (oder nicht mehr) gerecht wird. Das sind manchmal Dinge, die nicht immer so vorhersehbar sind. Ich hatte früher große Angst, dass ich in der Zeit wo der Sprung ins „echte“ Leben erfolgt das Interesse am Pferd/Reiten verliere. Denn man weiß nie so recht was nach der Schulzeit kommt.
Ein Verkauf ist meiner Meinung nach vor allem dann sinnvoll, wenn man merkt, dass hier zwei völlig verschiedene Charaktere aufeinander treffen und es einfach nicht passt. Denn dann wird man seinem Pferd ebenfalls nicht gerecht und es ist fraglich ob beide Parteien jemals glücklich werden. Das führt zu Frust auf beiden Seiten. Jeder Mensch hat seinen Grundcharakter, den man nur schwer ändern kann – das Gleiche gilt beim Pferd. Natürlich kann man vieles trainieren, aber manche Dinge werden möglicherweise auch mit Training nie komplett „verschwinden“.
Auch wir haben schon ein Pferd verkauft. Damals war ich noch sehr klein und wir hatten 3 Pferde. Meine Mutter hatte Bärli, meine Schwester Sammy und dann gab es noch Malcolm.

Malcolm war damals das Turnierpferd meiner Schwester, die sehr erfolgreich im Voltigiersport unterwegs war. Sammy war aufgrund seiner Vergangenheit und da er misshandelt wurde nicht dafür geeignet und auch Bärli kam nicht in Frage. Im Prinzip war Sammy ein Kauf, der so nicht absehbar war. Denn er war ruhig gespritzt als er zu uns kam und das böse Erwachen kam erst später. Unter solchen Voraussetzungen kann man natürlich ein Pferd zurück geben, was wir jedoch nicht getan haben.
Auf Malcolm passte die Beschreibung „sanfter Riese“ sehr gut. Er war trotz einem Stockmaß von 1,80 absolut lieb und entspannt. Wir hatten mal eine Panne auf der Autobahn, hätten wir nicht angehalten wäre uns der Reifen geplatzt. Auf dem Standstreifen der Autobahn war Malcolm das coolste Pferd, auch als wir den Anhänger an das Auto vom ADAC umhängen mussten. Damals war ich noch sehr klein, jedoch konnte ich ihn problemlos führen und durfte Malcolm sogar nach dem Training oft trockenreiten – er war ein tolles Pferd.
Sammy zu verkaufen kam nicht in Frage, aufgrund schlechter Erfahrungen mit den Menschen hatte er das Vertrauen verloren. Jeder andere hätte ihn möglicherweise längst zum Metzger gebracht, aber meiner Schwester gelang es, dass er wieder Vertrauen in die Menschen fasste. Fremde durften nie wirklich an ihn ran, aber die ihm bekannten Menschen (Familie) kamen später ohne Probleme mit Sammy zurecht. Bärli war damals noch recht jung und ebenfalls nicht so einfach. Daher war Malcolm das einzige Pferd, was man problemlos an jemand Fremden geben konnte. Aufgrund meines Alters kam er für mich nicht in Frage, ich war viel zu klein um ein so großes Pferd korrekt reiten zu können. Man konnte ihn ja auch schlecht einige Jahre stehen lassen, bis ich soweit war. Das wäre ihm gegenüber ebenfalls nicht fair gewesen und jünger wäre er auch nicht geworden.
Als wir ihn verkauft haben waren wir alle traurig, denn natürlich ist er uns ans Herz gewachsen. Für den ein oder anderen Menschen mag das „herzlos“ klingen, denn man macht sich ja doch Gedanken, bevor man ein Pferd kauft. Aber wie ich bereits erwähnte, manche Umstände lassen sich nicht vorher sehen (Unfälle) und so kommt es manchmal eben anders als man denkt.
Doch für Malcolm war es die beste Entscheidung, denn jedes Pferd sollte die Aufmerksamkeit bekommen die ihm zusteht. Manchmal ist ein Verkauf eben doch sinnvoll, auch wenn das in der Reiterwelt als sehr negativ angesehen wird.
Ängstliche Menschen werden immer ein Problem mit Pferden haben, die sehr dominant sind. Entweder man überwindet seine Angst und arbeitet viel an sich selbst oder man sollte vielleicht einen Verkauf in Erwägung ziehen. Manchmal auch, weil es für beide Parteien gefährlich werden kann. Nicht immer passt es und es kann durchaus vorkommen, dass man die Situation anfangs falsch eingeschätzt hat.
Versteht mich nicht falsch, grundsätzlich bin ich nicht dafür, dass man ein Pferd direkt verkaufen sollte. Doch wenn mehrere Versuche gescheitert sind, sich die Situation möglicherweise geändert hat und man dem Pferd nicht (mehr) gerecht wird, dann finde ich ein Verkauf vertretbar. Denn ich habe schon einige gesehen, wo ich mir dachte ein Verkauf wäre für beide Parteien möglicherweise besser. Damit meine ich selbstverständlich nicht, ich kaufe ein Pferd, habe es ein paar Wochen und dann ist es mir zu anstrengend mich damit auseinander zu setzen. Man sollte schon ernsthaft versuchen Probleme zu lösen und es nicht als Ausrede nutzen, weil man zu „faul“ ist an sich selbst zu arbeiten. Aber wenn man nach reiflicher Überlegung zu dem Ergebnis kommt, aus welchen Gründen auch immer, ein anderer Mensch passt möglicherweise besser zu dem Pferd, dann finde ich ein Verkauf okay. Nicht in Ordnung und unglaubhaft ist es natürlich, wenn man das Pferd ständig wechselt. Aber ja, manchmal muss man sich eingestehen, dass es nicht passt und letztendlich sollen Pferd und Reiter Spaß haben. Daher kann es durchaus sinnvoll sein einen Schlussstrich zu ziehen, ehe beide Seiten absolut frustriert und unglücklich sind.
Hallo aline.
Tatsächlich habe ich aus den genannten Gründen schon ein Pferd verkauft. Nach zwei/drei Monaten wurde einfach klar das wir nicht zusammen auskommen. Nicht nur Charakterlich sondern auch reiterlich konnte ich ihn nicht das bieten was er braucht und wollte. Er legte nur noch die Ohren an wenn ich kam und schnappte nach mir. Schweren Herzens habe ich dann ein neues Zuhause gesucht. Habe ein Mädchen gefunden zusammen mit ihrer Mama da passte gleich die Chemie. Habe heute noch Kontakt zu ihnen und sie sind immer noch glücklich mit dem Pferd. Es war schwer sich einzugestehen das es nicht passt und den Mut aufzubringen einen neuen Besitzer zu suchen.
Viele liebe grüße an dich und Blue
Jana
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