Urlaub/Krankheit – wie gut kommt mein Pferd ohne mich klar?

Urlaub-Krankheit
Einige Wochen nach der OP meines Trümmerbruchs. Noch mit Schiene aber glücklich, wieder drauf sitzen zu dürfen

Wir Pferdemenschen sind schon oftmals klein Kontrollfreaks wenn es um unser Pferd geht, aber das mit der Kontrolle ist natürlich nicht immer machbar. Da ist die Frage berechtigt: „Wie gut kommt mein Pferd auch ohne mich klar?“
Die meisten wollen sicher gerne folgende Antwort haben „Mein Pferd kann nicht ohne mich“. Aber stimmt das so? Es gibt verschiedene Aspekte die man dort beachten muss und ein paar möchte ich mal aufgreifen und evtl. zum Nachdenken anregen.
Die Haltung
In wie weit das Pferd auf mich angewiesen ist hängt natürlich auch von der Haltung ab. Steht mein Pferd oft und viel in der Box? Kümmert sich jemand um Wasser/Futter, wenn ich nicht da bin? Wer in Vollpension steht muss sich zumindest um den Punkt „Fütterung“ groß keine Gedanken machen. Als Selbstversorger sieht das schon anders aus, wenn ich nicht da bin, dann muss trotzdem das Wasserfass kontrolliert, ggfls. neu befüllt, sowie Heu bzw. Müsli gefüttert werden.
Ein weiterer Punkt ist sicherlich die Bewegung. Steht mein Pferd 24/7 im Offenstall dann ist es weniger auf mich angewiesen als ein Pferd das in der Box steht. Im Offenstall kann es sich nach Herzenslust bewegen. In der Box dreht es sich im Kreis und kann sich nicht mal eben austoben. Ich hatte bereits zwei Operationen wo ich anschließend ca. 6 Wochen ausgefallen bin. Ein mal am Fuß und ein Mal der Trümmerbruch an der Hand. Meine Mutter kümmerte sich um alles was ich nicht konnte (sauber machen, füttern, mal die Hufe auskratzen etc.). Nach beiden Operationen hatte ich aber niemanden, der Blue bewegte. Egal ob reiten oder am Boden. Das war aber nicht wirklich schlimm, da er genug Bewegung aufgrund der Haltung hatte. Ich hatte absolut kein schlechtes Gewissen, dass er nur auf der Weide stand. Während die OP am Fuß geplant war, kam die OP mit dem Trümmerbruch ungeplant und im Winter. Blue „stand“ 6 Wochen nur auf der Weide und trotzdem konnte ich mich nach dieser Zeit problemlos auf Blue setzen um eine Runde am langen Zügel ausreiten zu gehen. Alles überhaupt kein Problem, mit einem Boxenpferd sicher nicht möglich.
Die Erziehung
Eine weitere Frage die sich stellt ist natürlich, wie gut ist mein Pferd erzogen? Kommen andere ohne Probleme mit ihm zurecht, wenn ich ausfalle? Hier kratzt es bei dem ein oder anderen tatsächlich am Ego, denn „mein Pferd ist so auf mich fixiert, der hört nur auf mich“. Ja es gibt natürlich Pferde die sind sehr menschenbezogen, das bedeutet aber nicht automatisch, dass niemand sonst mit ihnen klar kommt. Einem Appaloosa sagt man z.B. oft nach, dass er sehr menschenbezogen ist. Das trifft durchaus zu, aber trotzdem kann Blue problemlos von anderen geführt, geputzt etc. werden. Auch longieren oder reiten ist grundsätzlich kein Problem, so lang derjenige nicht gerade ein blutiger Anfänger ist. Ich setze auf Blue ohne Probleme kleine Kinder und auch Anfänger drauf, aber nur, wenn ich dabei bin. Dann kann ich die Situation auch gut selbst einschätzen. Natürlich kommt mir nicht jeder aufs Pferd, aber es durften durchaus schon einige drauf. Bei Kindern war er immer super lieb und auch beim reiten von „Fremden“ gab es nie ein Problem. Auch am Boden durften schon einige mal etwas testen was Blue so kann und von ihm lernen. Menschen die Blue also kennt, sind überhaupt kein Problem. Wildfremde würde ich jetzt nicht dran lassen, was aber eher weniger damit zu tun hat das ich denke, dass mein Pferd sich nicht benehmen würde. Ja Blue ist sehr auf mich fixiert und testet neue Menschen durchaus am Anfang ob er sie ernst nehmen kann, wobei er dabei nie bösartig ist. Im Prinzip ist mir das auch ganz recht, wenn er fremden gegenüber anfangs etwas skeptisch ist. Aber ansonsten stellt es kein großes Problem da, wenn sich jemand anderes um Blue kümmert, weil ich es nicht kann.
Die emotionale Ebene
Ein bisschen spielt es in den Punkt „Erziehung“ mit rein. Denn manche Menschen fühlen sich furchtbar schlecht, wenn das Pferd bei jemand anderem genauso gut hört/läuft oder vielleicht noch besser als bei einem selbst. Deswegen wollen viele auch gar nicht, dass andere etwas mit ihrem Pferd machen. Aber letztendlich kann man von so Menschen ja auch eine Menge lernen. Denn beim eigenen Pferd wird man manchmal doch etwas betriebsblind weswegen so eine Außenstehende Person einem sogar helfen kann. Auch wenn mir, wie oben erwähnt, nicht jeder auf mein Pferd kommt, so durften schon viele am Boden mit Blue arbeiten. Ob ich dann traurig war, wenn bei anderen z.B. Lektionen auch geklappt haben? Nein! Denn es zeigt ja eigentlich nur, dass das Pferd gut und fein ausgebildet ist. Sofern jemand fremdes die richtige Körpersprache hat macht Blue sämtliche Lektionen wie bei mir auch. Das einzige was ich noch nicht probiert habe, sind so Dinge wie Freiarbeit (also ohne Halfter etc.) und das Liegen auf Kommando. Ob das so problemlos bei anderen klappen würde weiß ich nicht, aber das sind ja doch sehr spezielle Dinge. In diesem Bereich finde ich das aber überhaupt nicht schlimm, weil das den normalen Umgang nicht beeinflusst. Wenn ich Menschen mag, dann hab ich kein Problem damit sie an oder auf mein Pferd zu lassen. Wobei ich zugeben muss, dass das bei mir auch nicht von Anfang an so war. Aber man kann in der Beziehung ja durchaus auch an sich arbeiten.

Abschließend kann ich also sagen: Ja, mein Pferd kommt auch gut ohne mich zurecht. Er braucht mich nicht zwingend. Durch eine artgerechte Haltung mit seinen Artgenossen hat er im Prinzip alles was er braucht. Blue ist nicht auf mich angewiesen und eigentlich bin ich sehr glücklich, dass ich ihm so ein Leben ermöglichen kann. Ob ich mich deswegen schlecht oder überflüssig fühle? Nein! Er verbringt ja am Tag mehr Zeit ohne mich. Trotzdem weiß ich, dass er sich freut wenn ich komme, weil er sich natürlich z.B. gerne seine Krauleinheit abholt. Aber wenn ich mal nicht da bin, dann weiß ich es geht ihm gut und die Menschen die dann mit ihm zu tun haben kommen gut mit ihm klar (oder er mit ihnen? 🙂 ). Daher bin ich da sehr entspannt, weil ich weiß es geht Blue gut.


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