Artgerecht

Pferdegerecht1

Pferdegerecht fängt nicht damit an wie ich mit meinem Pferd arbeite. Es beginnt schon damit wie ich es halte.
Wenn mein Pferd 22 Stunden in der Box steht und ich mir trotzdem Mühe gebe es schonend zu arbeiten und richtig zu gymnastizieren, dann ist das natürlich ein schöner Grundansatz, aber das alleine ist noch lange nicht ausschlaggebend für einen guten Umgang. Denn eigentlich gehört da durchaus auch die Haltung dazu.
Das Umdenken hat – zum Glück des Pferdes – vor allem mit der Art und Weise wie man sich mit seinem Pferd beschäftigt schon seit einiger Zeit eingesetzt. Aber was dabei oft vergessen wird – die Haltung. Damit will ich nicht sagen, dass für jedes Pferd eine Offenstallhaltung mit 24 Stunden Weidegang das Beste ist. Denn auch da muss man auf die Bedürfnisse des Pferdes eingehen. Doch ich finde der richtige Kontakt zu Artgenossen (nicht durch Gitterstäbe) ebenso wichtig wie ausreichende Bewegung. Eben, dass das Pferd mehrere Stunden täglich auf ein Stück kann, wo es sich nach Lust und Laune bewegen oder eben auch mal mit anderen Artgenossen Spielen kann.
Natürlich muss die Zusammensetzung der Pferde dabei passen.

Ein Pferd ist ein Lauftier und in freier Wildbahn läuft es täglich mehrere Kilometer. Wenn es also die meiste Zeit damit verbringt in der Box herum zu stehen, ist es ja kein Wunder, dass Beinverletzungen etc. gerade bei solchen Pferden recht häufig sind.
Blue steht seit er lebt auf der Weide, 24 Stunden lang. Klar er hatte den Kniebruch, das war aber auch so ziemlich das Einzige. Er hatte auch mal die ein oder andere Macke, aber er ist jetzt 14 Jahre alt und genau 2 Mal lahm gegangen in seinem Leben. Davon war eine Lahmheit aufgrund des Kniebruchs, was einfach ein dummer Unfall war, da er wahrscheinlich doof getroffen wurde. Ich bin mir sicher, dass der Kniebruch nie so gut verheilt wäre, wenn ich ihn in eine Box gestellt hätte. Auch bei unseren anderen Pferden war das nicht anders, der Tierarzt war selten außerhalb der regulären Besuche (Impfen, Zähne etc.) bei uns.

Blue kann täglich seine Kilometer laufen die er möchte. Dass das Pferd (gerade in großen Städten) vielleicht trotzdem nachts mal in die Box kommt oder für wenige Stunden finde ich ist noch vertretbar, gerade ältere Pferde sind froh wenn sie in Ruhe ihr Heu fressen können. Der Tag hat 24 Stunden und davon sollte das Pferd mindestens 12 Stunden draußen sein um sich nach Lust und Laune zu bewegen. Das zumindest ist meine Meinung.
Manchmal muss man eben auch einen Kompromiss eingehen um seinem Pferd eine gute Haltung zu ermöglichen. Mal abgesehen davon, dass die meisten Boxen meiner Meinung viel zu klein sind.
Es gibt viele Leute die ich kenne (die auch Turniere gehen) wo die Pferde trotzdem täglich mehrere Stunden mit anderen auf die Weide dürfen und ich finde, dass nur das ein guter Ansatz ist. Denn das Pferd ist dadurch viel ausgeglichener. Dass Anfangs das Pferd müder ist (wenn es das nicht gewohnt ist Stunden lang draußen zu sein), ist völlig normal, den in der Natur bekommt das Pferd ganz andere Eindrucke und kann viel mehr wahrnahmen als in einem Stall. Noch dazu bewegt es sich ja auch viel mehr auf der Weide als in der Box, weswegen sich das Pferd daran erst gewöhnen muss.
Ich möchte noch mal betonen, dass ich nicht davon spreche, dass nur 24 Stunden Weide das richtige ist, denn auch da gibt es Pferde für die das nicht gut ist. Doch Bewegung sollte das Pferd immer genug haben – Sommer wie Winter!

Blue kennt überhaupt keine Box, außer wenn er mal in der Klinik war zur kurzen Überbrückung der Zeit. Ansonsten hat er noch keine 2 Stunden am Stück in einer Box verbracht. Er wird in seinem ganzen Leben auch keine Box kennenlernen, Blue kann ich auch gar nicht in eine Box stellen, da das für ein arthrosegefährdetes Pferd natürlich Gift ist. Aber selbst wenn das nicht wäre, würde er nie in eine Box kommen. Dort wäre er mit Sicherheit nicht so ausgeglichen wie er es auf der Weide ist. Ich bin nicht gezwungen täglich mit ihm zu arbeiten, denn er hat seine Bewegung und wenn ich mal 1-2 Wochen aus welchen Gründen auch immer nicht drauf sitze, dann kann ich immer noch das Halfter drauf machen und nur damit ins Gelände gehen.
Schön zu wissen, dass das Pferd nicht zwingend auf die Bewegung des Menschen angewiesen ist, wobei natürlich auch Blue regelmäßig vom Kopf her beschäftigt werden möchte.
Die artgerechte Haltung, oftmals wird viel zu wenig darüber gesprochen, wo sie doch mindestens genauso wichtig ist, wie das faire Reiten bzw. der richtige Umgang mit dem Pferd..

(PS.: erhängt euch bitte nicht an den genannten Zahlen, teilweise sind sie etwas übertrieben dargestellt bzw. nur zur Veranschaulichung)

Pferdegerecht


3 Gedanken zu “Artgerecht

  1. Hallöchen 🙂
    Ich glaube ich bin die erste die einen Kommentar da lässt :-3
    Erstmal! Super Seite gefällt mir wirklich gut 🙂
    Ich verfolge euch zwei seit ner gefühlten Ewigkeit..
    Bevor ich mein eigenes Pferd gekauft habe (vor 2 Jahren) seit ihr bereits mein Vorbild gewesen :-3
    Ich hab mir immer eure Videos auf YouTube angeguckt 🙂
    So jetzt mal meine Frage.. Mein Pferd steht seit knapp zwei Jahren in einem offenstall. 24. Std weide!
    Sommer wie Winter.. Leider sind sie weiden nicht gepflegt und der Winter ist wirklich jedes mal wieder die Hölle..! Matsch ohne ende.. Mein Pferd (kiriku) hat jedes Jahr Mauke aber sowas von.. 😦
    Leider gibt es jetzt sogar schon Pferde die im Sommer Mauke haben durch den vielen Klee..
    Anfang September kommt mein Pferd in einen neuen offenstall, der wird mich einiges mehr kosten aber das ist es mir wert!
    Dort kann er trocken stehen wann er will Heu haben wann er will und auf der Wiese laufen wann er will.. Leider war oder ist auf der alten Wiese nur ein kleiner unterstand befästigt gewesen.. Die Heuräufen (mit schimmligen Heu) stehen im Winter komplett im Matsch!
    Jetzt zu meiner Frage.. Wie handhabt ihr das? Habt ihr einen Teil befestigt oder ist alles weide wie bei uns?
    Für mich gab es leider nur noch einen Ausweg.. Auch wenn ich kiri dafür seine Freunde nehmen muss :-/

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    1. Hallo, vielen lieben Dank für Deinen lieben Kommentar. Freut mich immer sehr, wenn jemand uns schon so lange verfolgt. 🙂 Danke für das Lob!
      Wir haben ja zwei verschiedene Weiden, eine Sommer- und eine Winterweide. Auf der Sommerweide ist vor dem Unterstand nichts befestigt, da das eigentlich auch nicht nötig ist. Auf der Winterweide ist ein Stück direkt vor dem Unterstand gepflastert. Sie müssen also nicht im Dreck stehen, wenn sie es nicht wollen. Auch ihr Futter bekommen sie da an Stellen, wo sie sauber und trocken stehen. Die restliche Weide ist zum Teil natürlich matschig, aber da die Weide recht groß ist verläuft sich das ganz gut und es ist immer nur ein kleiner Teil direkt vor dem befestigten, wo es sehr matschig ist (weil das Stück natürlich am häufigsten genutzt wird). Ansonsten haben wir da bis jetzt keine Probleme gehabt.

      Liebe Grüße
      Aline

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    2. Also im Sommer stehen sie bei uns 24/7 auf der Weide, da ist nichts befestigt. Im Winter ist ein Teil Heu im Unterstand, in dem wir Matten haben und bei dem Teil, der draußen ist, ist Sand. Da wirds auch nicht matschig, da unter dem Sand Fließ und so ist und es echt gut abläuft. 🙂

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