Normal sagt man Menschen, die mit Tieren zu tun haben eine gute soziale Kompetenz nach. Wenn man sich aber in der Reiterwelt so umschaut, dann zweifelt man daran doch stark.
Es ist sehr schade, dass manche Menschen mit dem Hobby „Pferd“ nicht ganz ausgelastet sind. Statt die Energie in die Arbeit mit dem Pferd zu setzen, spielen sie sich lieber im Internet auf. Ich kenne kein Hobby, wo so viel Neid und Missgunst herrscht wie unter Pferdeleuten. Keiner gönnt dem anderen etwas und grundsätzlich weiß jeder immer alles besser und wenn jemand etwas anders macht als man selbst, dann ist das direkt falsch.
Sein es nun die Turnierreiter oder gar die Freizeitreiter die oft über einen Kamm geschoren werden. Aber auch diese ewigen Diskussionen mit den Zäumungen sind immer ganz weit vorne dabei. Gebisslos oder Gebiss?
Ob nun ein gebrochener Kiefer oder ein gebrochenes Nasenbein besser ist, sei mal dahin gestellt. Das Problem ist eigentlich nicht die Zäumung, sondern wie man damit umgeht.
Nicht alle Turnierreiter sind „Tierquäler“ die ihr Pferd nur als „Sportgerät“ ansehen und nicht alle Freizeitreiter machen es besser!
Ist ein Freizeitpferd, welches auf der Vorhand rumlatscht und den Rücken wegdrückt so viel glücklicher als ein Turnierpferd, welches in Rollkur geritten wird? Ich denke nein, denn letztendlich führt früher oder später beides zu gesundheitlichen Schäden.
Wenn man jemanden persönlich kennt, dann kann man sich vielleicht ein Urteil darüber erlauben, welche Einstellung derjenige zu seinem Pferd hat. Aber doch nicht anhand eines Bildes?
Es ist erstaunlich, was Menschen anhand eines Bildes so beurteilen können. Da fragt man sich manchmal ob der Tierarzt, Physiotherapeut, Hufschmied etc. eigentlich umsonst so lange seinen Beruf erlernt hat? Ruck zuck stirbt das Pferd laut Internetprofis schon an einer kleinen Wunde, die es sich beim Spielen mit den Artgenossen zugezogen hat.
Stattdessen ist es in der Reiterwelt ein Trend geworden alles und jeden „fertig“ zu machen. Nichts wird einem mehr gegönnt und alles wird irgendwo schlecht geredet. Wohl gesagt ganz oft auch „über“ gewisse Personen, ist ja nicht so als würde man denen das direkt sagen.
Stattdessen endet der „Shitstorm“ eigentlich so, dass man am besten das Pferd gleich verkauft.
Verbale Entgleisungen sind an der Tagesordnung und in irgendeiner Hetzgruppe gibt es immer jemanden der was zu meckern hat. Manchmal werden sogar private Konflikte an die Öffentlichkeit gezerrt, nur damit man gemeinsam drauf schlagen kann. Ist auch nicht die nette Art und solche Dinge sollte man bloß mit der betroffenen Person oder dem privaten Umfeld klären – nicht jedoch im Internet mit tausend fremden Menschen. Außerdem sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden. Nur weil Y etwas über X schreibt, heißt das noch lange nicht, dass das so stimmt.
Heutzutage stehen ja auch nur die wenigsten zu dem was sie sagen. Und noch viel weniger würden die Leute den Mund aufbekommen, wenn sie vor einem stehen. Ist ein allgemeines Problem, kein Trend den man nachmachen sollte. Wenn sich der Spieß nämlich mal umdreht – was gelegentlich ja passieren kann – guckt man ganz dumm aus der Wäsche wie böse und gemein die Welt doch ist. Bei anderen vorher aber ordentlich mit drauf geschlagen. Wie war das so schön: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu“.
Es ist fast schon selten geworden, dass andere sich für jemanden freuen können. Auch wenn man das was die Person hat vielleicht selbst haben möchte, so kann man es ihr doch trotzdem gönnen. Wenn wir Reiter untereinander schon so miteinander umgehen, brauchen wir uns doch nicht wundern, wieso wir teilweise so unbeliebt sind.
Ist auch völlig egal ob es da um das Verhalten im Internet geht oder darum wie man sich im Gelände verhält. Den Bauern z.B. die Ernte zertrampeln oder aber sich völlig rücksichtslos im Wald zu verhalten bringt keine Sympathiepunkte.
Wenn ich auf der Straße unterwegs bin und merke, dass jemand nicht einfach nur an mir vorbei rast sondern etwas langsamer macht, bedanke ich mich. Oder wenn mir Leute im Wald begegnen, einfach im Schritt vorbei gehen, gegenseitig Rücksicht nehmen, kurz lächeln und „Hallo“ sagen. Alles Dinge, die keinem weh tun und trotzdem zu einem sehr angenehmen Miteinander führen.
Ich fahre lieber zu Blue, dann habe ich wenigstens etwas Sinnvolles mit meiner Zeit angestellt. Einige die besonders gerne für so einen „Shitstorm“ sorgen sollten das vielleicht auch mal tun.
Warum kann man nicht einfach akzeptieren, dass man für jedes Pferd individuell herausfinden muss was richtig ist? Nur, weil der eine Weg für mein Pferd der richtige ist, heißt das doch noch lange nicht, dass dieser für alle anderen auch richtig ist?!
Man kann doch jedem seine Meinung sagen, aber man sollte auch akzeptieren und tolerieren, dass die andere Meinung genauso richtig und gut sein kann. Das betrifft vor allem das Training. Sofern es um die Gesundheit des Tieres geht, gibt es durchaus einige Dinge, worüber man nicht diskutieren braucht.
Ein Blick über den Tellerrand würde so manch einem nicht schaden, man muss es ja weder genauso machen noch diese Meinung teilen. Aber man könnte z.B. auch einfach akzeptieren, dass es Menschen gibt, die Dinge anders machen als man selbst.
Die meisten fühlen sich ja schon angegriffen, wenn man bloß etwas fragt. Jemand der fragt, meint das jedoch nicht zwangsläufig negativ. Umgekehrt kommt es aber auch vor, dass Leute fragen, man eine neutrale Antwort gibt und einem anschließend unterstellt wird, dass man sich angegriffen gefühlt hat.
Vorausgesetzt ist natürlich, dass das Pferd davon keinen Schaden nimmt, denn eigentlich sollte es doch in unser aller Interesse sein, dass es dem Pferd gut geht.
Und ein wenig Toleranz hat noch keinem geschadet.
Nur weil jemand reiterlich „weiter“ ist etc. muss man nicht gleich gegeneinander kämpfen. Im Grunde teilen wir ein Hobby, da muss man sich doch nicht gegenseitig den Spaß daran verderben. Natürlich ist und bleibt das eigene Pferd das „Beste“. Sollte eigentlich normal sein, wäre doch fast schon traurig, wenn es nicht so wäre. Macht euch doch nicht gegenseitig das Leben so schwer. Nichts gegen Verbesserungsvorschläge und Kritik, aber der Ton macht letztendlich die Musik. Und nein es tut nicht weh, wenn man sich für andere freut!
Vielleicht sollten wir öfter mal etwas Nettes sagen und uns nicht so auf die negativen Dinge konzentrieren. Das würde das Miteinander unter Reitern durchaus angenehmer gestalten. Manche Menschen haben es sich ja zum Hobby gemacht ausschließlich negative Kommentare abzugeben.
Hast Du heute schon was Nettes zu jemandem gesagt? Oder im Internet einen netten Kommentar abgegeben?
Nein? Vielleicht solltest Du das mal tun, denn wer positive Dinge an andere weiter gibt, der bekommt sie oft auch zurück.
Beitragsvorschläge:
Hallo Aline,
ich kenne das Problem nur zu gut. Gerade im Schutz des Internets sind Reiter unausstehlich. Schade, weil wir doch eigentlich alles das selbe wollen, nämlich das Beste fürs Pferd.
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Hallo Alice.
Tolle und ehrliche Worte die sich hoffentlich viele zu Herzen nehmen. Ich kommentiere eher wenig. Muss aber auch oft den Kopf schütteln was manche Menschen nur durch ein Bild oder ein kurzes Video direkt sehen. Man muss auch in meinen Augen nicht immer alles kommentieren sondern manchmal kann und sollte man auch mal schweigen.
Ich mag deine Einstellung zu vielen Themen und finde es gut das du trotzdem blogeinträge öffentlich machst die für Diskussionen sorgen wie z.b. das helmthema. Mach weiter so 😊😊 LG jana
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Sehr guter Text 😙
Leider ein sehr großes Problem. Im Internet, aber auch an Reitställen. Meist eine richtige Läster-Kultur
Ich hab auch manchmal so gedacht, aber der Punkt ist, ob mensch daran arbeitet oder einfach weiter macht, um sich „besser“ (als andere) zu fühlen.
LG Lilly
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