Ja, es gibt Momente da fragt man sich, wieso man nicht einfach ein Schaukelpferd gekauft hat. Das wäre auf jeden Fall eine sehr pflegeleichte Alternative.
Gedanken macht man sich vor allem dann darüber, wenn der liebe Vierbeiner gesundheitliche Probleme hat.
Eigentlich sind wir viel zu selten dankbar für ein gesundes Pferd. Erst wenn irgendetwas ist, schätzt man die Zeit in der einfach nichts war.
Im Grunde hatte ich nur 3 Jahre lang ein gesundes Pferd. Dann erlitt Blue den Bruch und nach so einer Geschichte ändert sich vieles. Anfangs ist es nur, dass man Rücksicht darauf nimmt und versucht kein Risiko einzugehen, damit an dieser Stelle bloß nicht wieder etwas „passiert“. Mit den Jahren fangen dann die Probleme an, die so ein Bruch eben mit sich bringt. Fehlstellungen, Verspannungen und letztendlich Arthrose.
Leider gehört ein Bruch natürlich auch zu so einer Sache, die nie wieder 100%ig in Ordnung zu bringen ist. Es wird immer eine Schwachstelle bleiben, genauso wie ein Sehnenschaden oder sonstige Dinge, die wirklich „kaputt“ waren.
Trotz dieser Vergangenheit bin ich dankbar, dass Blue grundsätzlich recht fit ist und im Verhältnis (bis jetzt) relativ wenig Probleme hat.
Eines wurde mir anschließend bewusst – man sollte dankbarer sein für jeden Tag den man selbst oder auch der liebe Vierbeiner gesund ist. Wir beklagen uns wenn etwas ist, aber wir sind oft nicht dankbar wenn unser Pferd gesund ist.
Manche haben wirklich Pech, andere haben Glück und andere Glück im Unglück.
Ich habe es damals auch als „selbstverständlich“ angesehen, dass es meinem Pferd gut geht – bis zu dem Kniebruch.
Wer seinen vierbeinigen Freund liebt, der wird es nachempfinden können.
Egal was ist, man macht sich direkt große Sorgen wenn etwas anders ist oder das Pferd eine Verletzung hat. Manchmal übertreibt man vielleicht für Außenstehende, doch es ist finde ich völlig normal, wenn man sich Sorgen um jemanden macht der einem etwas bedeutet.
Häufig bekommt man dann Ratschläge wie „hätte schlimmer kommen können“ bzw. „so schlimm ist es doch gar nicht“.
Möglicherweise gut gemeinte Ratschläge, aber ganz ehrlich, in dem Moment bringt einem das überhaupt nichts und man will es eigentlich nicht hören.
Ja, das Pferd lebt noch, irgendwo kann es immer schlimmer kommen, aber für einen selbst ist diese Diagnose die man bekommt in dem Moment einfach „das schlimmste“. Es hilft einem wenig, wenn andere sagen „sei froh, dass Dein Pferd noch lebt.“
Nüchtern betrachtet man das vielleicht erst, wenn man selbst in der Situation ist. Denn im ersten Moment ist man schockiert und muss es verarbeiten. Eigentlich schlägt man nach dem ersten Schock selbst die Richtung ein, sich Mut zu machen in dem man sagt „Schlimmer geht immer, vielleicht doch noch Glück gehabt/Die Hoffnung stirbt zuletzt!“.
Doch nein, im ersten Moment will man das nicht hören, zuerst muss man lernen damit umzugehen und da ist es egal, ob jemand etwas „schlimmeres“ hat. Ich habe durchaus schon Menschen erlebt, die dann fast vorwurfsvoll sagten „ist doch nicht schlimm, mein Pferd ist tot, Deines lebt wenigstens noch.“ Als ob derjenige etwas dafür kann, dass das Pferd möglicherweise in Folge einer Krankheit etc. gestorben ist.
Ich denke man sollte bei so was immer erst überlegen, wie würde ich mich fühlen wenn mein Pferd diese Diagnose hätte. Aufbauende und Mut machende Worte sind natürlich ok, aber vielleicht sollte man sich überlegen, wie man so was rüber bringt.
Ich zumindest hab noch niemanden erlebt der je nach Diagnose freudig in die Luft gesprungen ist als er gesagt bekommen hat „hätte auch schlimmer kommen können!“
Weil letztendlich machen wir uns doch beim eigenen Pferd um jede kleine Schramme Sorgen.
Als ich die Diagnose „Fraktur an der Kniescheibe“ bei Blue bekommen habe, zog es mir den Boden unter den Füßen weg. Ich war geschockt und kam anfangs überhaupt nicht damit klar. Natürlich war es auch eine Diagnose wo noch in den Sternen stand, ob das nicht vielleicht sein „Ende“ bedeutet. Doch es hätte mir damals einfach 0 gebracht, wenn man mir gesagt hätte „Sei froh, dass er nicht direkt eingeschläfert werden muss!“.
Bei der Diagnose wäre ich irgendwie froh gewesen, wenn mein Pferd bloß ein Hufgeschwür gehabt hätte. Aber wenn mein Pferd ein Hufgeschwür gehabt hätte, dann wäre ich vielleicht froh um eine „kleinere“ Sache gewesen. Wobei so ein Hufgeschwür für uns definitiv nicht solche extremen Folgebeschwerden gehabt hätte. Heute würde ich mich wahrscheinlich – wenn ich die Wahl hätte – immer für ein Hufgeschwür entscheiden und ja, nach allem was wir erlebt haben würde ich mich sogar darüber freuen.
Letztendlich hilft das aber alles nichts, denn solche Dinge kann man sich nicht aussuchen.
Vielleicht sollten wir in solchen Momenten überlegen, was uns selbst helfen würde.
Und möglicherweise sollten wir es mehr zu schätzen wissen, wenn unser vierbeiniger Freund absolut gesund ist. Denn manchmal kann es schneller vorbei sein als man denkt. Und in der Regel kommt so etwas immer unangekündigt.
Manche Sachen wird man nie wieder komplett in Ordnung bringen können, eine Schwachstelle bleibt. Manchmal mit Einschränkungen und manchmal ohne. Das sind die Momente wo man denkt „Hätte ich doch besser ein Schaukelpferd“. Denn das würde einem vielleicht nicht ganz so viele schlaflose Nächte bereiten, von den Kosten mal ganz abgesehen. Verletzen kann sich so ein Schaukelpferd auch nicht, wenn was gebrochen ist kann man es meist reparieren und es hält jahrelang. Noch dazu wäre es eine saubere Alternative, wodurch man viel Arbeit spart und stets ein sauberes Auto hätte.
Aber letztendlich würde uns ein Schaukelpferd vielleicht nicht so viel Freude bereiten wie ein echtes Pferd. Dafür nehmen wir die schlaflosen Nächte und die Nerven die es manchmal kostet irgendwie doch gern in Kauf.
Und dann erwischt man sich als Pferdebesitzer doch dabei, wie man an Person XY denkt, die sich eigentlich nicht wirklich um ihr/e Pferd/e kümmert. Ich bin mir sicher jeder kennt so jemanden. Egal ob es die Futterqualität betrifft, die Haltungsbedingungen, die Pflege des Pferdes an sich (Hufe, Fell etc.) oder sonstige Dinge. Während mein Pferd aufgrund solcher Bedingungen schon längst eine Kolik, ein Hufgeschwür oder sonst was hätte, so haben diese Pferde häufig nichts. Dann fällt mir aber ein, dass genau diesen Menschen vielleicht überhaupt nicht auffallen würde, wenn die Pferde etwas hätten, möglicherweise wäre es dem Besitzer sogar egal. Man selbst macht sich immerhin über alles Gedanken und behandelt Sachen direkt, während andere sich denken „mein Pferd muss selbst damit klar kommen“. Trotzdem empfindet man es oft als ungerecht, wieso man als fürsorglicher Pferdebesitzer teilweise mehr Probleme hat als Menschen, denen alles egal ist. Solchen Menschen möchte man dann gerne ein Schaukelpferd geben, denn da kann man nicht ganz so viel falsch machen.
Also seid dankbar für jeden Tag, wo euer Pferd gesund und munter ist. Manchmal kann man die „Gesundheit“ so schnell verlieren und leider können wir das nicht immer beeinflussen. Selbst wenn wir alles für unsere Vierbeiner tun, manchmal kann auch „alles“ so etwas leider nicht verhindern.
Pferde koennen was schoenes sein.
Liebe Gruesse
Monika
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