Pferdewissen: Dinge die man häufig falsch sieht

In der Pferdewelt sieht man häufig Sachen, die eigentlich völlig „falsch“ sind bzw. falsch ausgeführt werden. Oftmals auch aus Unwissenheit. Ich habe mir vier solcher Dinge raus gesucht und erkläre euch wie es richtig ist und warum.

Richtig-Falsch Reithalfter

Ist das Reithalfter zu eng verschnallt?
Egal ob Kappzaum oder Trense (gebisslos und mit Gebiss), jeder kennt die Regel, dass 2 Finger zwischen Reithalfter und Pferd passen sollten. Richtig beurteilen lässt sich das aber nur, wenn man diesen „Test“ an der richtigen Stelle macht. Nicht an der Backe des Pferdes (wo häufig sogar eine ganze Hand drunter passt) oder gar am Kinn. Diese zwei Finger müssen direkt auf dem Nasenrücken drunter passen, entweder 2 aufgestellte Finger oder aber nebeneinander. Dabei sollte man nicht nur die Fingerspitzen gerade so drunter bekommen, sondern schon quasi den halben Finger. Viele schimpfen immer auf den Sperrriemen, dabei wird das Reithalfter mindestens genauso oft zu eng verschnallt. Das gilt übrigens auch für gebisslose Zäume. Ich bin auch kein Fan vom Sperrriemen und für uns ist er überflüssig, daher habe ich ihn entfernt, aber ich habe nichts dagegen wenn er inkl. Reithalfter richtig/locker verschnallt ist.

Zum weiterlesen: Der perfekte Kappzaum?

Richtig-Falsch Halfter

Sitzt das Halfter richtig?
Egal ob Stallhalfter oder Knotenhalfter. Diese sollten weder zu hoch noch zu tief sitzen. Ebenfalls dürfen sie nicht zu eng sein.
Im Prinzip kann man bei einem Halfter ähnlich vorgehen wie z.B. bei der Trense etc. Bedeutet es passen 2 Finger zwischen Jochbein und Halfter. Ich persönlich gucke, dass das Halfter mindestens ca. eine Handfläche entfernt von den Nüstern ist.
Anders läuft man Gefahr, dass das Halfter bei Zug die Atmung des Pferdes beeinträchtigt. Außerdem wird der Knochen zu den Nüstern hin immer dünner, im unteren Bereich ist nur noch Knorpel. Sitzt das Halfter zu tief, kann es im schlimmsten Fall bei zu viel Druck dazu führen, dass der Knochen bricht. Ein Pferd kann sich immer mal erschrecken weswegen ein fester Zug nicht immer vermeidbar ist. Egal ob angebunden oder weil man selbst dagegen hält (wobei man ein Pferd z.B. mit Knotenhalfter NIE anbinden sollte). Ein zu tief sitzendes Halfter kann dem Pferd also durchaus Schmerzen zufügen. Ebenso wie ein zu enges Halfter oder eines das zu hoch verschnallt wurde und dadurch auf empfindliche Gesichtsnerven drückt. Unten am Kinn gucke ich, dass ebenfalls ca. eine aufgestellte Hand/4 Finger drunter passen. So kann das Pferd entspannt kauen. Wer nämlich mal genau guckt, der wird merken, dass Pferde durchaus einiges an „Spielraum“ brauchen um normal fressen zu können (z.B. beim grasen). Wer jetzt denkt „viel hilft viel“, dem sei aber auch gesagt, dass der Nasenumfang nicht zu groß gewählt werden darf, denn dann hat das Halfter zu viel Spiel und kann unter Umständen schnell mal ins Auge rutschen. Die Gefahr bei einem zu weitem Halfter irgendwo hängen zu bleiben ist natürlich ebenfalls höher.
Daher sollte man bei einem „normalen“ Stallhalfter durchaus auf den richtigen Sitz achten, auch wenn das Pferd dieses nicht den ganzen Tag trägt.

Richtig-Falsch Gurt

Ist der Kurzgurt lang genug?
Wie lang sollte ein Kurzgurt eigentlich sein? Egal ob Lammfell, Leder oder Neopren – man kann als Richtwert sagen, dass die Schnallen des Gurtes (gleichmäßig gegurtet) ca. 1 Handfläche unter dem Sattelblatt enden sollten. Narürlich muss man da immer etwas aufs Verhältnis achten. Es gibt ja lange Sattelblätter, kurze etc. Außerdem endet der Gurt nicht immer mit den Schnallen, sondern wie auf dem Bild zu sehen, muss man gelegentlich noch etwas mehr Platz einplanen.
Ist der Kurzgurt zu kurz, dann sind die Schnallen häufig auf Höhe des Ellbogen. Das sieht man ziemlich oft. Dieser Bereich bewegt sich beim reiten natürlich und somit stößt das Pferd bei jeder Bewegung gegen die Schnallen. Manche Pferde reagieren da sehr empfindlich drauf und treten lieber etwas „kürzer“ weil sie es sonst als unangenehm empfinden. Des weiteren ist die Druckverteilung vom Sattelgurt dann nicht so gut wodurch es zu Druckspitzen im Brustbereich kommen kann. Daher sollte man darauf achten, dass der Kurzgurt lang genung gewählt wird. Wer sich z.B. einen Lammfellgurt holen möchte sollte diesen 5-10cm länger wählen als ein normaler Gurt passt – einfach weil durch das dicke Fell einiges verloren geht. Im Zweifel sollte man sich da beraten lassen, damit man seinem Pferd zuliebe die richtige Größe wählt.

Zum weiterlesen: Lammfellgurt – Christ vs. Mattes

Knotenhalfter Knoten

Knotenhalfter – der richtige Knoten
Wie schließe ich das Knotenhalfter richtig und warum sollte man auf den Knoten achten? Im Bild habe ich euch gezeigt wie man das Halfter richtig schließt. Bei diesem speziellen Knoten ist es eigentlich unmöglich, dass er sich zuzieht. Bedeutet selbst wenn man in eine Situation kommt wo starker Zug auf dem Knotenhalfter war, lässt sich dieser leicht lösen.
Folgendes Beispiel: Das Pferd reißt sich mit Seil und Knotenhalfter los, letztendlich verfängt sich das Seil irgendwo wodurch das Pferd richtig im Halfter fest hängt, so kann selbst in dieser Situation das Knoten ganz einfach geöffnet werden. Man kann die Situation also schnell entschärfen, denn i.d.R. reißt das Knotenhalfter nicht wodurch es zu erheblichen Verletzungen am Kopf des Pferdes kommen kann. Und gerade wenn das Pferd in Panik ist, ist jede Sekunde wertvoll. Andere Knoten könnte man dann nicht so schnell öffnen, was letztendlich Zeit kostet, die man in solch einer Situation selten hat. Wurde das Halfter falsch verschlossen, dann hilft eigentlich nur eine Schere oder ein Messer etwas, was man eigentlich nicht immer dabei hat.
Genau um solch eine Situation nicht zu provozieren sollte man ein Pferd nie mit Knotenhalfter anbinden. Nein auch nicht nur kurz oder mal ausnahmsweise sondern NIE!
Daher ist es wichtig, dass man nur diesen Knoten beim Schließen verwendet, denn auch das liebste Pferd kann sich mal erschrecken.

Zum weiterlesen: Knotenhalfter? – was man beachten sollte


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