Blues Kolik-OP – Ursache & Komplikationen

Kolik OP
Teil 1: Blues Kolik-OP – Der Tag X
Teil 2: Blues Kolik-OP – Ursache & Komplikationen
Teil 3: Blues Kolik-OP – Arthrose & Nachwirkungen

Vorneweg möchte ich sagen, dass unsere Geschichte keine Angst verbreiten soll. Viele Kolikoperationen verlaufen mittlerweile gut und es gibt eine sehr hohe Überlebensquote. Während der Zeit auf der Intensivstation haben wir mitbekommen, wie manche Pferde nach wenigen Tagen die Intensivstation verlassen konnten und anschließend nach Hause durften. Ich würde jederzeit wieder ein Pferd operieren lassen, sofern der Tierarzt mir nicht davon abraten würde (ein gewisses Alter oder Vorerkrankungen können natürlich dazu führen, dass man davon Abstand nehmen sollte). Sofern es zu einer OP kommt gibt es meistens sowieso keine Alternative. Wir hatten einfach nur wahnsinnig viel Pech.

Ein müder Blue am 27.12.2020

Bei Blue war ein Teil des Dünndarms abgeschnürt. Ein Fettgeschwulst (Lipom) hat sich um den Dünndarm gelegt und diesen daher zu gemacht. Auch wenn man bei „Fett“ direkt auch an die Figur des Pferdes denkt weiß ich mittlerweile, dass ein Pferd dafür nicht zwangsläufig fett sein muss. Meine Tierärztin sagte sie habe schon wirklich dünne Pferde gesehen, die damit ebenfalls ein Problem hatten. Blue hatte eine gute Figur und war nicht zu dick als er in die Klinik kam. Das wurde mir vom Tierarzt bestätigt. Grundsätzlich achte ich nämlich schon immer darauf, dass Blue nicht zu fett ist. Diese Lipome können sich entwickeln und gerade wenn sie wachsen, kann es passieren das diese sich um den Dünndarm legen. Eine blöde Bewegung reicht aus. Man kann da wohl auch nichts richtig dagegen machen, es ist einfach Pech. Trotz allem können diese Lipome durch Übergewicht begünstigt werden. Häufig machen diese Fettablagerungen ab einem Alter von ca. 15 Jahren Probleme, da ist das Risiko höher. Blue wurde mit 18 Jahren operiert und in den ganzen 18 Jahren musste ich den Tierarzt noch NIE wegen einer Kolik rufen. Es waren immer andere Sachen und zeigt, dass auch das keine Sicherheit ist. Deswegen sollte man immer auf die Fütterung und Haltung achten, denn so kann man natürlich das Risiko einer Kolik minimieren. Übermäßiges füttern mit irgendwelchen Müslis oder Obst sollte man z.B. vermeiden. Pferde brauchen vor allem qualitativ hochwertiges Heu!

Am Sonntag nach der OP stand Blue wie ein Häufchen Elend in der Box. Ich habe ihn erst Mal an den Stellen geputzt an denen es erlaubt war. Sein Fell war nämlich etwas verklebt aufgrund seines „Einlieferungszustands“. Ich setzte mich einfach ein wenig zu ihm und kraulte ihn. Montags wirkte Blue dann schon ein wenig munterer und wurde mit Heu angefüttert. Das hat gut geklappt und es wirkte so als würde das abgeschnürte Stück Darm gut arbeiten. Da der Darm von außen noch gut aussah wurde nichts entfernt. Trotz allem hätte es sein können, dass dieser Teil vom Darm Probleme bereitet und innerlich doch mehr kaputt gegangen ist als man von außen sehen konnte. Glücklicherweise war das bei uns aber nicht der Fall.
Am Dienstag wurden die Infusionen abgesetzt. Da Blue anfing die Späne zu fressen bekam er einen Maulkorb an und weiterhin in regelmäßigen Abständen eine Hand voll Heu. An dem Tag legte er sich auch hin als ich da war. Zuerst hatte ich etwas angst, denn eigentlich hieß es Pferde legen sich nach so einer OP längere Zeit nicht. So lange er jedoch ruhig liegt, war es nach Rücksprache mit der Klinik ok. Blue liegt einfach wahnsinnig gerne und nachdem die Box frisch gemacht wurde legte er sich hin. So eine OP ist natürlich anstrengend und Blue war sehr müde. Ich habe mich dann zu ihm gesetzt und es einfach genossen mit ihm ein wenig da zu liegen. Bis dahin lief alles nach Plan und ich ahnte nicht, dass für uns beide dieses Liegen nur eine kurze Verschnaufpause war. Denn einen Tag später, am Mittwoch, mussten sie Blue wieder an die Infusion hängen. Er hatte nachts keinen Kot abgesetzt und ein Blutwert hat sich verschlechtert. Am 24. (Heiligabend) bekam er nachts Fieber, die Bauchnaht fing an sich zu entzünden und auch die Lunge hörte sich nun schlecht an. Der 25.12. war der erste Tag, an dem ich es nicht zu Blue geschafft habe. Aufgrund der Feiertage waren die Besuchszeiten leider eingeschränkt. Allerdings haben sie die Infusionen wieder abgesetzt. Denn leider fing der Körper allgemein an zu reagieren und so entzündeten sich auch die Venenzugänge. Sie hatten bereits einen neuen Zugang gelegt und nahmen mit absetzen der Infusion diesen direkt raus. Somit waren beide Halsvenen nicht mehr zu gebrauchen und für den Notfall blieb nur noch eine am Bauch. Die darauffolgenden Tage blieb sein Zustand kritisch. Zwei entzündete Halsvenen, eine entzündete Bauchnaht, Lungenentzündung, Fieber und schlechte Blutwerte. Es kam sehr viel zusammen und am 28.12. stand dann auch ein sehr ratloser Tierarzt vor mir. Blues Zustand war sehr kritisch und er stand auf der Kippe. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Werte sich weiter verschlechtern und es rapide bergab ging war hoch. Würde der Blutwert weiter abrutschen, müsste wieder ein Zugang gelegt werden. Das wolle man aber versuchen zu vermeiden, um eine letzte Hauptvene für Notfälle zu haben. Wir hatten Glück und der Wert hielt sich konstant, er wurde nicht schlechter. Neben Lymphputzen, um den Körper etwas anzuregen, bekam Blue eine Woche nach der OP Olimond BB in doppelter Dosis von mir gefüttert. Das habe ich mit der Klinik abgesprochen und war ok. Im Nachhinein ärgere ich mich etwas, dass ich es nicht direkt nach der OP gefüttert habe, aber ich hab einfach vergessen zu fragen. Wir haben damit schon öfter gute Erfahrungen gemacht und ich bin der festen Überzeugung, dass es Blue nach der OP sehr geholfen hat.
Zwischen den Jahren stabilisierte Blues Zustand sich. Das Fieber hatte man gut im Griff und die Werte blieben stabil. Mit Beginn des neuen Jahres ging es dann in kleinen Schritten bergauf und am 04.01.2021 durfte Blue die Intensivstation verlassen. Gerade für seine Lunge war das denke ich wichtig. Problematisch waren zu dem Zeitpunkt die sehr hohen Entzündungswerte. Nachdem einige Medikamente abgesetzt wurden und Blue kein Fieber mehr hatte, durfte er ursprünglich am 15.01. nach Hause. Man sagte mir damals, dass Blue nicht als gesund entlassen wird und es sein kann, dass ich ihn wieder bringen muss. Auch bezüglich der Lunge wären bleibende Schäden durchaus möglich. Ein sehr ehrliches Telefonat mit eher nicht so tollen Nachrichten. Trotz allem war ich sehr dankbar für diese Ehrlichkeit. So wusste ich immerhin was auf mich zukommen könnte.
Zwischenzeitlich habe ich nach den vielen schlechten Nachrichten sehr an mir gezweifelt. Für mich war es wichtig stets Entscheidungen in Blues Sinne zu treffen. Nie wollte ich egoistisch ihm gegenüber handeln und gerade wenn der Zustand so schlecht ist fragt man sich dann: „Waren meine Entscheidungen richtig? Mute ich meinem Pferd zu viel zu?“. Doch Blue hat man immer angesehen, dass er noch will. Egal wie schlecht es ihm ging. Wir können immer nur im entsprechenden Moment Entscheidungen treffen und ich habe viel auf mein Bauchgefühl gehört und spontan entschieden. Es gab nur die Option OP oder einschläfern. Blue sollte aber die Chance zum weiterleben bekommen. Diese hat er wirklich genutzt und sich zurück ins Leben gekämpft. Somit war ich trotz der schlechten Nachrichten froh, dass er endlich nach Hause durfte.
Leider kam dann noch der Verlust von Bärli, weshalb wir Blue und Melody erst am 16.01. aus der Klinik geholt haben. Für Blue war auch das meiner Meinung nach ein wichtiger Schritt, denn er erholte sich zu Hause deutlich besser. Wir haben ihn zu Hause auch kaum husten gehört, obwohl wir oft bei ihm waren. Ich vermute mehrere Faktoren spielten da eine Rolle. Unser Einstreu zu Hause war denke ich für Blue besser als die Späne. Außerdem stand er dort komplett an der frischen Luft in gewohnter Umgebung. Anfangs war er sehr müde und hat viel geschlafen. Sowohl im Liegen als auch im Stehen. Man sah ihm den Kampf um sein Leben wirklich an und es ist erschreckend zu sehen wie er schlagartig „alt“ wirkte. In der Klinik baute er extrem schnell ab und es war kaum noch was an ihm dran. Man darf einfach nicht unterschätzen was so eine OP alles mit dem Pferd macht.

22.12.2020

Ich bin der Tierklinik Hattersheim wahnsinnig dankbar, dass sie Blue retten konnten und ich ihn täglich besuchen durfte. Gerade in Zeiten von Corona ist das alles andere als selbstverständlich. In den 4 Wochen war ich nur an 2 Tagen nicht da. Ansonsten war ich täglich mehrere Stunden bei ihm. Ich habe ihn geputzt, massiert oder saß einfach nur neben ihm im Heu. Er sollte wissen, dass ich ihn auch in schlechten Zeiten nicht alleine lasse. Immerhin wurde er innerhalb kurzer Zeit aus seinem gewohnten Umfeld gerissen. Er stand mit Schmerzen in einer Box (was er bis dahin nicht kannte), war in einer fremden Umgebung, mit fremden Menschen und fremden Pferden. Auch für ein Pferd ist das glaube ich nicht leicht. Mit meinen besuchen habe ich versucht ihm ein bisschen das Gefühl von „zu Hause“, etwas gewohntes, zu bieten. Für uns beide war es glaube ich wichtig Zeit miteinander zu verbringen und es war schön zu sehen, wie Blue immer mehr reagierte als ich kam. Anfangs zeigte er gar keine große Reaktion, aber nach und nach kam Leben in ihn zurück. Ich bin ihm wahnsinnig dankbar, dass er so gekämpft hat. Wenn er nicht gewollt hätte bin ich sicher, dass er es nicht überstanden hätte. Aber wenn man wirklich will und bis zum Schluss kämpft, dann hat man auch die Chance das Ruder herumzureißen. Als ich Blue in der Klinik abgeholt habe sagte man mir, dass er eigentlich ein kleines Wunder ist und man nicht damit gerechnet hat das er es schafft. Die Chancen waren sehr gering, daher lohnt es sich immer bis zum bitteren Ende zu kämpfen. Egal wie schwer und hart es manchmal ist. Am Ende wird man fürs durchhalten belohnt. Blue hat ein richtiges Kämpferherz, was er leider schon oft beweisen musste. So viel hat er im Leben schon mitmachen müssen, aber er hat sich nie selbst aufgegeben und so habe ich das auch nicht getan. Irgendwann wusste ich, dass er es schafft und sich zurück kämpft. Es war ein Gefühl was ich aber nicht laut ausgesprochen habe. Rückblickend weiß ich manchmal gar nicht wie ich diese wirklich schwere und harte Zeit überstanden habe. Aber man funktioniert in solchen Extremsituationen einfach. Obwohl wir einige „Kriegsverletzungen“ aus dieser Zeit mitgenommen haben, bin ich einfach froh ihn noch an meiner Seite zu haben.

Fortsetzung folgt..

Zum weiterlesen:
Einstreu-Test: HumuSana von PeerConcept


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