Unsere Winterarbeit

winterarbeitWenn man weder einen wetterfesten Reitplatz, eine Halle und auch sonst keine direkten Trainingsmöglichkeiten hat, dann muss man kreativ werden.
Diese Situation haben wir natürlich schon seit ich Blue habe, ich kenne es gar nicht gute Trainingsbedingungen vor Ort zu haben, somit „vermisse“ ich es auch nicht direkt. Im Winter wird es früher dunkel und die Bodenverhältnisse sind natürlich auch nicht immer toll. Daher nutze ich irgendwann unseren Wiesenreitplatz nicht mehr, da sonst der Boden zu sehr drunter leidet.
Aber trotz dieser Bedingungen heißt das nicht, dass man nichts mehr machen kann. Natürlich bin ich – wie eigentlich das ganze Jahr – vom Wetter abhängig. Auch trainieren wir im Winter nicht ganz so viel wie im Sommer. Das liegt hauptsächlich an Blues Nachtblindheit. Wer mehr über das Thema wissen möchte kann das hier nachlesen:  Blue und die Nachtblindheit
Hat man das Problem nicht, kann man natürlich auch bei Dunkelheit gut mit dem Pferd arbeiten. Da unsere Winterweide an einer Straße ist, vermeide ich es also mit Blue im dunklen raus zu gehen, da er eben nichts sieht und ihn die Autolichter zum Teil irritieren. Kommt es doch mal vor, dass wir in der Dunkelheit unterwegs sind, dann klappt das problemlos. Wenn es aber nicht sein muss, versuche ich das zu vermeiden.
Ansonsten ist es natürlich auch wichtig sich selbst und das Pferd gut zu kleiden. An trüben Tagen oder wenn wir in die Dämmerung kommen ziehe ich Blue grundsätzlich Reflexartikel an, da man so einfach besser und schneller von den Autofahrern wahrgenommen wird. Auch ich ziehe eine entsprechende Weste an.
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, aber ich möchte es dennoch erwähnen. Egal was man im Winter tut, man sollte vorher sein Pferd ausreichend aufwärmen. Mindestens 20 Minuten Schritt sollten selbstverständlich sein, besser noch 30 Minuten. Auch ein Pferd welches im Offenstall steht muss aufgewärmt werden. Natürlich sind Offenstallpferde nicht so steif wie Boxenpferde, aber man sollte sein Pferd trotzdem vorher aufwärmen, bevor man mit der eigentlichen Arbeit beginnt.
Die Wintermonate sind für uns immer etwas Erholung. Sofern ich es packe und das Wetter mit macht, gehen wir am Wochenende ausreiten. Dabei kann man auch einen Ausritt sehr vielseitig gestalten. In der Natur findet man viele Sachen, die man zum Training nutzen kann. Das können z.B. Bäume sein die in unregelmäßigen Abständen stehen und welche man nutzen kann um Schlangenlinien zu reiten. Zusätzlich kann man auch im Gelände ein paar Seitengänge einbauen. Egal ob Zick-Zack über den Weg, Schulterherein, Travers usw., ab und zu lässt sich auch ein kleiner Ast finden, welchen man als „Sprung“ nutzen kann.
Ich persönlich mache es so, dass ich solche Lektionen immer nur mal zwischendurch fordere. Ansonsten darf Blue am langen Zügel entspannen.

Da das Reiten im Winter einen eher geringen Stellenwert hat, arbeiten wir viel vom Boden aus. Spaziergänge wo es bergauf und -ab geht halten dabei nicht nur das Pferd fit, sondern auch den Menschen. Joggen ist nie mein Ding gewesen, aber zusammen mit Blue macht es dann doch Spaß. Wer sehr geübt darin ist, der kann auch problemlos ein paar Meter mit dem Pferd laufen, während dieses nebenher trabt oder sogar galoppiert. Bei wem das noch nicht funktioniert, der hat definitiv etwas, worauf er hin arbeiten kann.
Bei einem Spaziergang mit Blue baue ich ebenfalls immer mal wieder ein paar Lektionen ein. So ein bisschen gymnastizierende Handarbeit mit Stellung, Biegung und Seitengängen halten das Pferd auch im Winter geschmeidig.
Kleine Hügel in der Natur können das Gleichgewicht des Pferdes verbessern und zusätzlich wird vor allem bergauf die Hinterhand trainiert. Dafür gehe ich gerne auf unsere Sommerweide, dort gibt es genug „Höhenunterschiede“ wo Blue auch im Schritt ins Schwitzen kommt.
Wichtig ist selbstverständlich, dass man nicht einfach auf fremde Wiesen zum trainieren geht. Das sollte man vorher abklären, sofern man nicht selbst Besitzer/Pächter ist. Auch uneingezäunte Wiesen und Waldstücke gehören i.d.R. jemanden und man darf diese nicht einfach nutzen.
Denn je nach Wetter kann man natürlich auch etwas kaputt machen.

Winterarbeit1
Zum longieren nutze ich gerne unsere Wiese, worauf wir Heu machen. Dort ist das Gras länger gewachsen als z.B. auf unserer Sommerweide, welche oftmals bis in den Herbst „abgefressen“ wird. Denn auch wenn der Boden gefroren ist, so kann man ihn durch das Gras ganz gut nutzen und Blue darf dort etwas überschüssige Energie los werden.
Oftmals wird vergessen, dass man auch im Schritt viel machen kann. Eignet sich der Boden aufgrund der Wetterlage nicht für mehr, so kann man sein Pferd durchaus im Schritt gut und sinnvoll beschäftigen.
Montag bis Donnerstag sehe ich Blue nur im dunklen, aufgrund seiner Nachtblindheit kümmere ich mich nur so abends um ihn. Ansonsten nutzen wir das Wochenende.
Obwohl wir im Winter weitaus weniger machen als im Sommer, so kamen wir bis jetzt immer gut durch den Winter. Mein Hauptziel im Winter ist es, dass Blue nicht an Muskulatur abbaut und dieses Ziel haben wir eigentlich immer erreicht.
Uns tut es gut im Winter vermehrt vom Boden aus zu arbeiten, denn so nimmt man Dinge in Angriff, die oftmals im normalen Training auf der Strecke bleiben. Mit einem Mix aus Spaziergängen, Handarbeit, Longieren, Freiheitsdressur/Zirkuslektionen, Dressurarbeit und Ausritten wurde uns selbst in den dunklen Monaten nie langweilig. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl es tut uns sogar ganz gut, wenn wir über Winter ein bisschen entspannen können.
Außerdem lassen wir alle drei Pferde, wenn der Boden es zulässt, regelmäßig auf die Sommerweide zum rennen. Dort können sie sich richtig austoben und weil der Boden zu der Jahreszeit nicht so beansprucht wird wie auf der Winterweide, ist es nicht so rutschig.
Irgendwann werden die Tage wieder länger, die Temperaturen steigen und der Frühling steht vor der Tür. Die Winterarbeit bringt uns daher immer sehr viel, da wir uns gezwungenermaßen auf andere Dinge konzentrieren. Das empfinde ich aber überhaupt nicht als negativ, denn diese Arbeit ermöglicht uns, dass wir im Frühjahr ohne Probleme wieder durchstarten können. Die Winterarbeit hat für uns ein bisschen was von „Back to the roots“, aber gerade das tut uns durchaus gut. Sich einfach etwas auf das wesentliche besinnen, ohne irgendwie etwas erreichen zu wollen.
Wie ihr aber seht, sind wir auch in der dunklen Jahreszeit sehr abwechslungsreich unterwegs. Langeweile hat keine Chance und das ohne Reitplatz, Halle, Licht oder sonstiges denn wenn man etwas kreativ ist, kann man auch den Winter sinnvoll nutzen.


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