Die häufigsten Fehler bei Zirkuslektionen

Das zirzensische Lektinen richtig ausgeführt sehr hilfreich sein können, hatte ich ja bereits in meinem Blogbeitrag Warum zirzensische Lektionen? aufgeführt. Deswegen möchte ich hier nicht noch mal darauf eingehen welche Vorteile diese Lektionen bringen. Die meisten Lektionen beherrscht Blue schon seit über 10 Jahren und die richtige Ausführung war mir immer wichtig. Daher habe ich mich bereits damals intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt. Wenn man sich dann aber im Internet Bilder anguckt oder aber einige Kommentare zu dem Thema liest, wird man feststellen, dass es so ein paar Fehler gibt, die sehr häufig vorkommen. Daher möchte ich mal auf die häufigsten Fehler eingehen, die mir besonders oft aufgefallen sind. Sei es in der Vorbereitung oder bei der Ausführung einer Lektion.

Wer nun aber eine „Anleitung“ für Zirkuslektionen erwartet, den muss ich gleich enttäuschen. Ich bin grundsätzlich kein Fan von Anleitungen für bestimmte Lektionen im Internet. Einfach vor dem Hintergrund, dass jedes Pferd anders ist und daher man den Weg zur fertigen Lektion individuell auf das Pferd anpassen muss. Es gibt Pferde wo der „konventionelle“ Weg nicht funktioniert, dabei sind es manchmal nur kleine Dinge die man ändern muss. Deswegen ist es i.d.R. immer sinnvoll jemanden vor Ort zu haben. Wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass beim erlernen von zirzensischen Lektionen eine gewisse Grundlage vorhanden sein muss. Hat man keine gute Grundlage, so wird man später immer wieder Probleme bekommen. Wer keinen guten Trainer vor Ort hat, kann Zirkuslektionen auch mit Hilfe eines Buches seinem Pferd beibringen. Dafür ist jedoch ein gesundes Maß an Selbstreflexion wichtig. Außerdem sollte man sich etwas mit der Anatomie vom Pferd auseinander setzen, denn dann erscheinen einem viele Probleme völlig „logisch“ wodurch man ein besseres Verständnis dafür hat.

Fehler Zirkuslektionen1

Viele Leute denken, dass man das Pferd nicht wirklich aufwärmen braucht, wenn man „nur ein paar Zirkuslektionen“ macht. Das stimmt so aber nicht, es ist wichtig, dass das Pferd gut warm gemacht wurde, ehe man mit solchen Lektionen anfängt. Denn richtig ausgeführte Zirkuslektionen gymnastizieren das Pferd und sind vergleichbar mit Dehnübungen. Solche Dinge sollte man nie im „kalten“ Zustand verlangen. Daher sind mindestens 20 Minuten aufwärmen genau so wichtig wie beim reiten. Warum genau könnte ihr in diesem Blogbeitrag: Richtig Dehnen nachlesen.

Ein weiteres Problem sind Zirkuslektionen welche falsch ausgeführt werden. Das führt häufig zu einer Fehlbelastung von Gelenken, Sehnen und Bänder was sogar gesundheitsgefährdend sein kann. U.a. Arthrose etc. kann dadurch begünstigt werden. Richtig ausgeführt sind Zirkuslektionen jedoch eigentlich gesundheitsfördernd. Am häufigsten sieht man ein falsches Kompliment, wo die Pferde eher einen „Kopfstand“ machen. Diese Pferde sind i.d.R. nicht ausbalanciert, stehen zu eng, belasten die Gelenke falsch und manchmal werden Sehnen und Bänder überstreckt. Das Pferd muss mit den Hinter- und Vorderbeinen weit genug auseinander stehen. Beim abgelegten Bein sollte ein 90 Gard Winkel entstehen wodurch das Bein ab dem Vorderfußwurzelgelenk gleichmäßig aufliegen. Das vordere Bein sollte keinen Knick aufweisen, sondern gerade gestreckt sein. Der Kopf sollte auch nicht unter dem Pferdekörper verschwinden, sondern in einer entspannten Position gehalten werden. Auf dem Bild oben seht ihr wie das Kompliment richtig ausgeführt wird.

Beim Spanischen Schritt vergessen viele Menschen die Hinterhand. Hier ist der häufigste Fehler mit Sicherheit der, dass zwar vorne eine gute Beinaktion erwartet wird, dabei hat das Pferd aber nie gelernt mit der Hinterhand richtig mitzulaufen. Dadurch entsteht ein Pferd, welches sich „auseinander“ zieht und ebenfalls nicht richtig ausbalanciert ist. Häufig werden viel zu schnell/früh aneinander hängende Schritte vom Pferd gefordert. Im Spanischen Schritt sollte das Pferd die Hinterhand gleichmäßig mitnehmen. Oft sieht man aber: „Spanischer Schritt rechts, Spanischer Schritt links, Hinterbeine“. Richtig ist die Abfolge: „Spanischer Schritt rechts, Hinterbein, Spanischer Schritt links, anderes Hinterbein“. Beim erlernen dieser Lektion ist es daher sinnvoll zuerst die „Polka“ zu erlernen. Hier läuft das Pferd normal Schritt was bedeutet „Spanischer Schritt links, Pferd läuft normal im Schritt weiter, Spanischer Schritt rechts, Pferd läuft normal im Schritt weiter usw.“. Erst, wenn das wirklich gut klappt kann man aneinander hängende Spanische Schritte verlangen. Vergisst das Pferd dann trotzdem die Hinterbeine, sollte man lieber noch mal einen Schritt zurück gehen zur Polka. Häufig kommt eine gute Beinaktion im übrigen erst mit der Zeit, wenn sich der Ablauf im Pferdekopf gespeichert hat. Muss sich das Pferd nicht mehr so sehr darauf konzentrieren an alle vier Beine zu denken, kommt ein ausdrucksvoller Spanischer Schritt oft mit der Zeit von alleine.

Fehler Zirkuslektionen
Hier sieht man schön, wie das linke Hinterbein bereits beginnt „mitzulaufen“, obwohl der Vorderhuf noch in der Luft ist

Außerdem ist es wichtig beim erlernen von zirzensischen Lektionen auf den Untergrund zu achten. Ein zu harter Boden kann natürlich dazu führen, dass dem Pferd die Lektion unangenehm ist. Zum anderen ist fehlende Geduld, falscher Ehrgeiz und Konsequenz ein häufiges Problem. Denn wie bei so ziemlich allen Lektionen gibt es Pferde die etwas schneller lernen oder eben länger brauchen. Die meiste Geduld braucht man m.M.n. beim Liegen. Aber auch bei allen anderen Lektionen sollte man nicht zu schnell zu viel erwarten. Wie bereits erwähnt braucht man für manche Zirkuslektionen eine gewisse Dehnung. Diese kommt natürlich erst mit der Zeit und sollte langsam erarbeitet werden. Ähnlich verhält es sich mit der Dauer die ein Pferd in einer gewissen Haltung bleibt. Beim Kompliment z.B. ist es völlig normal, dass das Pferd anfangs recht schnell wieder aufspringt. Das kann man aber trainieren. Blue bleibt i.d.R. so lange im Kompliment, wie ich das vorgebe. Aber nach einer längeren Zwangspause konnte auch er das Kompliment nicht so lange halten wie ich das eigentlich von ihm kenne. Er hat diese Lektion also von sich aus beendet. Blue weiß, dass er das darf sofern es für ihn unangenehm ist. In dem Fall hatten wir unsere alte Form natürlich schnell wieder zurück, da er diese Dehnung ja schon mal hatte. Damit möchte ich aber noch mal verdeutlichen, wie wichtig das Training ist und wie anspruchsvoll das eigentlich fürs Pferd ist. Beendet das Pferd eine Lektion von sich aus, liegt es häufig daran, dass es für das Pferd „unangenehm“ ist oder weil evtl. die nötige Dehnung fehlt. Daher sollte man die Dauer nach und nach erweitern und das Pferd nicht bestrafen, wenn es von sich aus eine Lektion beendet. Mir persönlich ist es wichtig, dass mein Pferd weiß, dass es ein gewisses Mitspracherecht hat und nicht tot alle Lektionen abspielen muss obwohl was nicht stimmt.
Außerdem sollte man sich ebenfalls mit kleinen Fortschritten zufrieden geben. Wichtig ist, dass man sein Pferd regelmäßig auch für kleine Fortschritte lobt. Wie man das macht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Denn wer sofort eine fertige Lektion haben will und kleine Fortschritte vergisst zu loben, der wird sein Pferd eher demotivieren statt motivieren. Dadurch kann das Pferd durchaus den Spaß an der Bodenarbeit verlieren.
Ein weiterer Punkt ist die Konsequenz und zwar, dass das Pferd die Lektion wirklich nur ausführt, wenn ein Kommando gegeben wird. Denn möglicherweise wird das Pferd unaufgefordert ausprobieren, ob es nicht vielleicht ein Leckerlie etc. gibt, wenn es von sich aus z.B. den Spanischen Schritt zeigt. Auch wenn es einem schwer fällt, so sollte man so ein Verhalten nie belohnen, sondern eher ignorieren. Selbst wenn das Pferd die Lektion noch so toll zeigt. Das kann nämlich zur Folge haben, dass z.B. Hufschmied oder Tierarzt mal ungewollt einen Huf über bekommen. Stolz kann man sein, wenn das Pferd sämtliche Lektionen beherrscht und ein Fremder beim normalen Umgang nicht im Ansatz erahnt, was das Pferd eigentlich kann.
Und ganz zum Schluss sollte man bedenken, dass jedes Pferd ein Individuum ist. Das bedeutet manche Lektionen lernt es evtl. schneller als andere und dann gibt es i.d.R. auch eine „Lieblingslektion“, welche von dem Pferd besonders gerne und „ausdrucksstark“ ausgeführt wird.

Ihr merkt, es gibt schon einige Dinge, die man beachten sollte. Dabei habe ich mich auf die häufigsten Fehler beschränkt, die man so sieht. Und eben weil man eine Menge falsch machen kann, sollte man zirzensischen Lektionen sehr gewissenhaft beibringen. Auch wenn es häufig als irgendwelchen „Blödsinn“ vermittelt wird, so steckt definitiv mehr dahinter – wenn man es denn richtig macht.


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