Wir alle laufen bei 0 los und lernen mit den Jahren immer mehr. Es gibt niemanden, der von Anfang an alles richtig gemacht hat. Oftmals lernt man die Grundzüge in einer Reitschule und übernimmt teils unbewusst diese Rituale/Abläufe. Erst mit der Zeit, wenn wir uns Gedanken über einiges machen oder uns mit anderen Menschen unterhalten, findet eine Weiterentwicklung statt.
Auch heute gibt es immer mal wieder „Trends“ die zum Teil in die richtige Richtung gehen. Doch nicht alles ist auch gut. Vor allem seit Social Media eine so große Bedeutung bekommen hat und auch Firmen große Kanäle für sich nutzen, ist es schwierig den Überblick zu behalten.
Jeder muss seinen Weg finden und für sich entscheiden was er mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Daher möchte ich heute mal ein paar Anregungen zu gewissen Themen geben, worüber sich eigentlich jeder Pferdebesitzer mehr Gedanken machen sollte.
Darunter fallen vor allem die Themen „Fütterung“ und „Pflege“.
Fangen wir mit der Fütterung an. Heute wird mehr Wert auf sämtliche Zusatzfutter etc. gelegt als z.B. auf hochwertiges Heu. Heu ist immer der Grundstein für eine gute Fütterung und ich erwähne bewusst qualitativ hochwertiges Heu, denn leider ist das gar nicht selbstverständlich. Das Ganze beginnt damit, dass keine Wiesen verwendet werden auf denen Giftpflanzen wachsen, was natürlich mit einer gewissen Pflege und Aufwand verbunden ist. Weiter geht es damit, dass das Gras gemäht, gewendet, gepresst und auch von den Wiesen geholt wird wenn es trocken ist. Anschließend ist eine trockene Lagerung ebenfalls wichtig. Ich weiß, dass es schwierig ist wirklich gutes Heu zu finden, aber wenn es falsch gelagert wird oder erst ins trockene kommt nachdem es 3 mal drauf geregnet hat, dann kann man eigentlich nicht mehr von qualitativ hochwertigem Heu sprechen.
Damit möchte ich nur noch mal verdeutlichen, wie wichtig Heu eigentlich ist, denn heutzutage liest und hört man immer nur von sämtlichem Zusatzfutter. Die Wiesen und Böden sind mittlerweile nicht mehr so gehaltvoll wie früher. Daher ist eine Zufütterung von Mineralien/Vitaminen etc. durchaus sinnvoll, meiner Meinung nach aber nicht 12 Monate am Stück. Auch wir geben manchmal gewisse Kuren für die Leber, den Darm, Mineralien etc. aber wir schütten nicht täglich 5 Pülverchen ins Futter. Unsere Pferde bekommen durchgängig ihr Müsli und gelegentlich eine Kur. Selbst im Sommer wenn die Pferde 24 Stunden Gras zur Verfügung haben, bekommen sie Heu und Müsli. Strenggenommen brauchen sie das nicht, aber so haben die Pferde das ganze Jahr über eine relativ gleiche Fütterung, die nur in der Menge angepasst wird. So ist die Umstellung für das Verdauungssystem nicht zu extrem und unsere Pferde fressen ihr Heu sogar im Sommer immer leer. Heu fressen die Pferde bedeutend langsamer als z.B. Müsli, denn wie sich sicherlich herumgesprochen hat, sollten lange Fresspausen vermieden werden (max. 4 Stunden, aber nie länger). Auch wechseln wir nicht ständig das Futter, was heutzutage leider ebenfalls zum Trend geworden ist. Auf manchen Messen hat man das Gefühl Menschen sammeln von allen möglichen Firmen Futterproben um damit das Pferd zu „füttern“. Oftmals sind das völlig unterschiedliche Produkte, welche wild gemischt ins Pferd gestopft werden. Daher finde ich, dass man sich nur eine Futterprobe holen sollte, wenn man wirklich ernsthaft überlegt das Futter in Zukunft zu füttern. Wenn man das Futter dann wechselt, so sollte diese Umstellung nicht von heute auf morgen erfolgen, sondern langsam (über 10-14 Tage) damit sich das Pferd umgewöhnen kann. Jedes Pferd hat andere Bedürfnisse und so sollte das Futter individuell angepasst werden. Für unsere Pferde ist z.B. ein getreidefreies sowie zucker- und stärkereduziertes Müsli am besten. Auch was die Menge betrifft wissen wir was unsere Pferde brauchen. Weniger ist manchmal tatsächlich mehr und so sollte man sich echt überlegen was passt zu meinem Pferd. Eine Futterberatung ist oft sinnvoll, um für sein Pferd das richtige zu finden. Ansonsten sollte man das Futter nicht ständig wechseln. Neben dem „Grundfutter“ achte ich ebenfalls darauf welche Leckerlis ich kaufe, denn auch hier gibt es Unterschiede.
Was den Bereich Pflegeprodukte betrifft, so ist der Umfang wirklich riesig und es gibt echt für alles gefühlt 100 verschiedene Produkte. Die Firmen lassen sich da auch immer wieder neue Dinge einfallen und letztendlich wollen diese natürlich verkaufen. Ich muss zugeben, dass meine Pflegeprodukte ziemlich überschaubar sind. So viel nutze ich nicht und meiner Meinung nach wird es oft übertrieben. Es wird ausnahmslos alles aufs Pferd geklatscht und das in Mengen. Mit der Pflege kann man es finde ich echt übertreiben und häufig ist es auch eher der Zwang von uns Menschen, dass das Pferd quasi blitzblank sein muss. Natürlich kann ich es verstehen, wenn man z.B. auf einem Turnier, Lehrgang oder beim Fotoshooting gerne ein sauberes Pferd haben möchte. Aber für die tägliche Arbeit ist das finde ich nicht notwendig. Ich muss mein Pferd nicht täglich waschen, die Hufe brauchen kein Glitzerhuföl und eine Decke muss er auch nicht tragen, nur weil ich gerne ein sauberes Pferd möchte. Vor allem im Winter sind sämtliche Mühen dahin, sobald das Pferd wieder auf die Weide geht. Immerhin ist dieser Dreck in gewisser Weise eine Schutzschicht. Mein Pferd darf Pferd sein. Er hat die Möglichkeit sich sauber und trocken hin zu legen, aber er legt sich auch gerne in den Dreck – obwohl er das nicht müsste. Das ist seine freie Entscheidung und wenn er das will, möchte ich ihm den Spaß nicht nehmen. Ihm geht es gut, er ist im Winter zwar selten sauber, aber er ist glücklich und wir können trotzdem gemeinsam was machen. In all den Jahren hat Blue selten den Tierarzt gebraucht und das obwohl ich ihn nicht täglich putze/einsprühe/eincreme. Die Pferde brauchen das i.d.R. nicht und leider machen sich noch viel zu wenige Gedanken darüber WAS sie da aufs Pferd machen. Das entscheidende Wort ist „Chemie“, denn in den Produkten sind manchmal durchaus Inhaltstoffe enthalten, die u.a. schädlich sein können (vor allem wenn man sie häufig nutzt). Daher möchte ich mal einen kleinen Einblick über einige Produkte geben, mit denen ich mich näher auseinander gesetzt habe wie z.B. Mähnenspray, Huföl, Fliegenspray.
Häufiges Waschen mit Shampoo kann z.B. dazu führen, dass das Pferd nicht zu seinem ursprünglichen pH-Wert zurück findet. Außerdem zerstört zu häufiges Waschen die Talgschicht wodurch ein Pferd anfälliger für Krankheiten (Pilze, Bakterien etc.) wird.
In vielen Mähnensprays ist Silikon und Polyethylenglycol enthalten. Silikone legen sich wie ein „Mantel“ um die Haare und auf die Haut. Dadurch können Giftstoffe nicht aus der Haut gelangen und Pflegestoffe können nicht eindringen. Polyethylenglycol macht die Haut u.a. durchlässiger für Giftstoffe.
Mein Tipp: Seidenglanz Fell-und Mähnenspray von TerraHipp
In manchen Hufpflege Produkten sind Paraffine und andere Mineralöle enthalten, die bei zu häufiger Anwendung dem Huf nicht gut tun und ihn austrocknen können. Viele Pinseln dabei den kompletten Huf ein, jedoch wächst der Huf vom Kronrand aus nach, wodurch es ausreichend und sinnvoll ist nur diesen einzupinseln.
Mein Tipp: Lorbeer-pur von Masterhorse
Ein weiteres Thema sind Fliegensprays, die im Sommer häufig in Mengen genutzt werden. Hier wird oft DEET, Permethrin oder Icaridin als Wirkstoff verwendet, was extrem gefährlich sein kann, da es sich zum Teil um chemische Wirkstoffe handelt, die sich in der Leber anlagern können oder aber wie ein Nervengift wirken. Das sollten wir weder unseren Pferden auf das größte Organ, die Haut, sprühen oder aber sie es einatmen lassen. Und den Sprühnebel können auch wir durchaus einatmen. Grundsätzlich würde ich davon abraten Fliegensprays zu nutzen, die einen dieser Inhaltstoffe verwenden. Vor allem die Verwendung im Kopfbereich ist da sehr kritisch. Es gibt aber durchaus biologische Alternativen, die sehr gut wirken und dabei sogar noch angenehm riechen.
Mein Tipp: biorepell active horse protect
Grundsätzlich habe ich mittlerweile schon das Motto „keine unnötige Chemie am Pferd“. Denn gerade Produkte die aufgesprüht werden, werden trotzdem eingeatmet und auch wenn das Pferd an manchen Stellen selbst nicht dran kommt, so können bei der gegenseitigen Fellplfege z.B. Herdenmittglieder diese Produkte übers Maul aufnehmen. Außerdem gibt es mittlerweile durchaus Mittel, die bewusst darauf verzichten und trotzdem wirken. Häufig sind diese Produkte leider schwieriger zu finden und man muss etwas länger danach suchen. Natürlich kann es auch bei natürlichen Produkten zu allergischen Reaktionen kommen, daher sollte man grundsätzlich alle neuen Produkte immer erst an einer kleinen Stelle testen. Und eine weitere Sache sollte auch noch beachtet werden. Wenn mehrere Mittel mit unterschiedlichen Inhalts- und Wirkstoffen auf die Pferde gesprüht oder aufgebracht werden, dann kann es durchaus passieren, dass diese Stoffe miteinander reagieren. Daher bitte immer nur ein Produkt nutzen und nicht alles wild durcheinander.
Ich möchte damit nicht sagen, dass ich alles zu 100% richtig mache. Sicherlich ist auch bei mir an der ein oder anderen Stelle das Ganze noch ausbaufähig. Daher bin ich stets bemüht mich weiterzubilden und Dinge zu verbessern – meinem Pferd zu liebe. Ich möchte mit diesem Beitrag zum Nachdenken anregen, dass man manchmal einfach überlegen sollte ob das Produkt XY wirklich notwendig ist. Häufig ist weniger mehr und der Pferdekörper hilft sich i.d.R. selbst am besten. Ja, die chemiefreien Produkte sind oft teurer, aber man tut seinem Pferd damit definitiv was Gutes. Da ich die meisten Dinge nicht täglich nutze halten sie bei mir trotzdem lang und das Geld investiere ich dann gerne, weil ich weiß, dass ich meinem Pferd damit nicht schade.
Da unsere Pferde nicht sprechen können, müssen wir das für sie übernehmen. Daher darf jeder der zu dem Thema eine ähnliche Einstellung hat unter dem #keineunnötigeChemieansPferd diese Aktion gerne unterstützen. Entweder mit seinen eigenen Gedanken oder eben durch das teilen/verlinken dieses Beitrags.
In diesem Beitrag erfolgt keine direkte Zusammenarbeit. Alle erwähnten Produkte habe ich freiwillig verlinkt.
Blogbeiträge zum weiterlesen:
Leider deklarieren viele Hersteller von Pferde-Pflegeartikeln ihre Produkte nicht, oft weiß man gar nicht was drin ist. Hatte das schon mal bei einer Firma angemerkt und dann kommt das Argument, die Inhaltsstoffe wären ein Betriebsgeheimnis. Für sowas bringe ich leider kein Verständnis auf und finde es bedauerlich, dass es bei Tierprodukten nicht die gleiche Kennzeichnungspflicht wie bei Humanprodukten gibt.
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Ja das stimmt. Es gibt leider keine Kennzeichnungspflicht. Hatte es auch schon das die Inhaltsstoffe nicht angegeben waren. Wobei manche Firmen auf nachfragen auch diese raus geben. Ich bin grundsätzlich aber auch dafür, dass es normal Pflicht sein sollte.
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Hallo liebe Aline. Ich bin ganz deiner Meinung. Ich benutze für mein Pferd so gut wie gar keine Pflegeprodukte, da ich finde, Bürsten reichen vollkommen aus. Ich wasche mein Pferd einmal im Sommer am ganzen Körper mit Shampoo (für Menschen) und Mähne und Schweif ungefähr zwei mal im Jahr. Ansonsten nur mit kaltem Wasser nach dem Reiten, wenn sie im Sommer verschwitzt sind. Mähnenspray, habe die Marke jetzt nicht im Kopf, ist aber von Loesdau und kostet ungefähr 15 Euro, benutze ich nur, wenn ich gar nicht mehr durchkomme. Was sehr selten passiert, da ich Mähne und Schweif fast täglich bürste. Die Hufe meiner Pferde waren fast noch nie trocken oder strapaziert, sodass ich auch hier auf Hufpflegeprodukte verzichte. Wenn doch, finde ich es sehr effektiv, sie einfach mit Wasser feucht zu halten. Ich verzichte ebenfalls auf jegliche Glanz und Shine Produkte für Fell und Langhaar. Falls mein Pferd trockene Stellen oder kleine Wunden am Körper hat, benutze ich einfach Vaseline/ Honig bei kleinen Wunden. Fliegenspray habe ich schon vor längerer Zeit durch Teebaumöl, gelegentlich auch durch Kokosöl ersetzt, wobei von letzderem eher abzuraten ist, da es sehr schnell ranzig wird. Meine Pferde haben/hatten noch nie Hautprobleme und dürfen sich nach Belieben im Matsch wälzen. Ich bewege meine Pferde viel vom Boden aus und putze sie nur, wenn ich reite, also nur 2 bis 3 mal die Woche (Schmutzplatten mache ich aber immer mit dem Eisenstriegel ab). Meine Pferde kriegen rund um die Uhr Heu und Müsli mit Mineralien und (noch, überlege aber eine Umstellung) Getreide morgens und abends. Ab und zu gibt es eine Möhre, Apfel oder Banane. Leckerlies füttere ich bei der Arbeit hinzu (selbstgemachte mit Haferflocken, Möhre/Apfel/Banane/Honig) oder verschiedene Sorten von ,,Original Landmühle“. Leider dürfen sie im Moment nicht regelmäßig auf die Wiese, lasse sie aber grasen.
VG
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